Dienstag, 29. Oktober 2019

TERMINATOR: DARK FATE (2019)

Regie: Tim Miller, Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray, Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Natalia Reyes, Linda Hamilton, Mackenzie Davis, Arnold Schwarzenegger, Gabriel Luna, Diego Boneta, Enrique Arce, Tom Hopper, Fraser James, Edward Furlong
 Terminator: Dark Fate (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 70% (6,2); weltweites Einspielergebnis: $261,1 Mio. 
FSK: 16, Dauer: 129 Minuten.

Daniella "Dani" Ramos (Natalia Reyes, "Birds of Passage") ist eine ganz normale junge Frau, die mit ihrem jüngeren Bruder Miguel (Diego Boneta, "Rock of Ages") in einer mexikanischen Fabrik arbeitet. Doch ihr gewöhnliches Leben ist mit einem Schlag vorbei, als eines Tages ein Terminator aus der Zukunft namens Rev-9 (Gabriel Luna) in der Fabrik auftaucht, der nur ein Ziel hat: Dani zu eliminieren! In letzter Sekunde wird er von einer kampfstarken Frau vorübergehend aufgehalten, die Dani überzeugt, mit ihr zu flüchten. Grace (Mackenzie Davis, "Blade Runner 2049") ist wie Rev-9 aus der Zukunft geschickt worden, jedoch ist sie keine Maschine, sondern ein "modifizierter Mensch". Grace soll Dani um jeden Preis beschützen, denn ihr Überleben ist entscheidend für eine Zukunft, in der die Künstliche Intelligenz "Legion" die Macht übernommen und die Menschheit verheerend attackiert hat. Dummerweise scheint Rev-9 unaufhaltbar zu sein, weshalb die Chancen für Dani und Grace schlecht stehen – bis sie unerwartet Hilfe von einer schwer bewaffneten Sarah Connor (Linda Hamilton, "Dante's Peak") erhalten, die vor über 20 Jahren zwar Skynet aufhalten konnte, aber von einem anonymen Hinweisgeber immer noch regelmäßig über die Ankunft von Terminatoren informiert wird, die sie daraufhin ausschaltet …

Kritik:
Ich bin nie ein großer "Terminator"-Fan gewesen (die Gründe dafür habe ich bereits in meiner Kritik zu "Terminator: Genisys" dargelegt), trotzdem habe ich seit Teil 3 jeden neuen Film der Reihe im Kino gesehen. Selbstredend konnte ich für "Terminator: Dark Fate" keine Ausnahme machen, der "Terminator 3", "Terminator: Die Erlösung" und "Terminator: Genisys" ignoriert und an die Ereignisse aus "Terminator" und "Terminator 2 – Tag der Abrechnung" anschließt. Der Grund für diese inhaltliche Entscheidung dürfte offensichtlich sein: Der Reihen-Schöpfer James Cameron kehrt erstmals seit "Terminator 2" zurück, wenn auch "nur" als Produzent sowie als Ideengeber der Handlung. Die Regie überließ Cameron – da selbst beschäftigt mit den "Avatar"-Fortsetzungen – Tim Miller, der mit "Deadpool" sein Talent für das Actiongenre bewies. Doch James Cameron ist nicht der einzige Rückkehrer: Während die erneute Mitwirkung von Arnold Schwarzenegger niemanden überraschen dürfte (er war ja als einziger bei jedem "Terminator"-Film dabei, wenn auch in "Die Erlösung" nur mittels eines CGI-Cameos), ist das Comeback von Camerons Ex-Frau Linda Hamilton in der ikonischen Rolle der Sarah Connor – nach Sigourney Weavers "Alien"-Heroine Ellen Ripley eine der ersten großen Actionheldinnen im US-Kino ein echter Coup. Nachdem die drei nicht von Cameron verantworteten "Terminator"-Filme bei den Zuschauern mäßige Begeisterung auslösten, geht "Dark Fate" inhaltlich einen ganz ähnlichen Weg wie das "Star Wars"-Franchise in "Episode VII: Das Erwachen der Macht": Statt auf neue Ideen zu setzen, kehrt man zu den Tugenden der Originalfilme zurück und das so pflichtgetreu, daß es fast eher wie ein Remake als eine Fortsetzung wirkt. Einen Originalitätspreis gewinnt man so natürlich nicht und auch unter Fans wird ein derartiges Vorgehen kontrovers diskutiert (siehe "Star Wars"), aber eines läßt sich nicht leugnen: "Terminator: Dark Fate" ist zwar sicher nicht der beste Film der Reihe, er macht mit seinem nostalgischen Oldschool-Anstrich aber viel richtig und weiß über weite Strecken gut zu unterhalten.

Geradezu phantastisch fällt die erste halbe Stunde von "Dark Fate" aus: Nach einem kurzen Prolog, in dem auch Edward Furlong als (digital verjüngter) John Connor einen Kurzauftritt hat, lernen wir die drei maßgeblichen neuen Hauptfiguren kennen: Die "neue Sarah Connor" Dani, ihre Beschützerin Grace und den Terminator Rev-9. Die Einführung dieser drei Figuren fällt recht kurz aus, ist jedoch effektiv genug gestaltet, um dem Publikum das Wichtigste über sie zu vermitteln. Während die Kolumbianerin Natalia Reyes in ihrem englischsprachigen Debüt als Dani aufgrund deren anfänglichen Status als reines zu beschützendes potentielles Opfer erst gegen Ende des Films auftrumpfen kann, aber zumindest sympathisch und auch selbstbewußt rüberkommt, schinden Mackenzie Davis und Gabriel Luna von Beginn an Eindruck. Bei Luna, bekannt vor allem als "Ghost Rider" in der TV-Serie "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." war ich skeptisch, ob er als Tötungsmaschine funktionieren würde, da er eher, nunja, milchgesichtig wirkt. Doch er macht tatsächlich einen exzellenten Job als Rev-9 (der sich übrigens in einem sehr coolen Effekt quasi zweiteilen kann) und es könnte sogar sein, daß Lunas eher harmloses Antliz im Kontrast zum unaufhaltsamen und gnadenlosen Vorgehen des Terminators zu dessen furchteinflößender Wirkung beiträgt. Und die Kanadierin Mackenzie Davis gibt als zwar in der Art eines Cyborgs künstlich "verbesserte", aber weiterhin menschliche Grace eine sehr gute Widersacherin ab, die trotz ihrer offensichtlichen Unterlegenheit verbissen alles gibt, um Dani zu schützen. Das wird im Verlauf der besagten ersten halben Stunde klar, die eine aufregend choreographierte Verfolgungsjagd beinhaltet und im ersten Auftritt der älteren, nun grauhaarigen Sarah Connor ihren Höhepunkt findet, der eindrucksvoller kaum hätte in Szene gesetzt werden können!

Bedauerlicherweise wird die Qualität dieses fulminanten Auftakts nicht die ganzen gut zwei Stunden über gehalten. Im etwas ruhigeren Mittelteil, in dem Sarah von dieser neuen Zukunft erfährt, die nicht wirklich besser zu sein scheint als jene, die sie verhindern konnte, kommen die Schwächen eines Drehbuches zum Tragen, das letztlich kaum mehr als eine leicht variierte und modernisierte Variation der (auch schon nicht wahnsinnig tiefgehenden) Story der ersten beiden "Terminator"-Filme ist. Große Überraschungen gibt es keine (oder zumindest keine, die nicht von sehr weitem vorhersehbar wären) und richtige Spannung abseits der Actionszenen will sich auf diese Weise auch nicht einstellen. Immerhin kommt mit der späten Miteinbeziehung von Arnold Schwarzenegger ("The Expendables 2") als (Ex-)Terminator Carl, welcher durch die Vernichtung von Skynet quasi befreit wurde, eine Art Gewissen entwickelte und sich ohne von Skynet vorgegebene Aufgabe ein neues Leben aufbaute, etwas Humor in die bis dahin sehr ernste Szenerie. Arnie zeigt gerade im Zusammenspiel mit Linda Hamilton, daß er es immer noch drauf hat, schauspielerisch gereift ist und ein paar knackige Oneliner so trocken wie eh und je raushauen kann. Diese Charaktermomente bleiben jedoch die Ausnahme, stattdessen geht "Dark Fate" bald in einen überlangen finalen Akt über, in dem nur noch die Action zählt – die aber leider nicht mehr mit dem begeisternden Filmbeginn mithalten kann.

Keine Frage, die Kämpfe, die sich unter anderem in einem Frachtflugzeug und rund um einen gewaltigen Staudamm abspielen, sind gut gemacht und wenngleich die Qualität der CGI-Effekte bei einigen Kritikern als wechselhaft bezeichnet wird, fand ich sie insgesamt sehr überzeugend, wobei man sich offensichtlich vor allem bei den beiden Terminatoren Rev-9 und Carl viel Mühe gegeben hat. So aufregend und abwechslungsreich choreographiert wie die Verfolgungsjagd zu Beginn sind sie allerdings nicht mehr, zudem ist der Showdown einfach so sehr in die Länge gezogen, daß zumindest ich irgendwann das starke Gefühl hatte, daß es jetzt doch wirklich langsam mal genug ist. Doch sie kämpfen weiter und weiter und weiter. Hinzu kommt, daß die begleitende Musik von Tom Holkenborg fraglos ihre starken Momente hat, insgesamt aber ein wenig beliebig ausgefallen ist; sie reicht jedenfalls bei weitem nicht an die besten Scores des Niederländers wie "Mad Max: Fury Road" oder "300 – Rise of an Empire" heran. Immerhin gibt es ganz am Ende doch noch ein fulminantes Finale, das für die vorangegangene Langatmigkeit der Actionsequenzen entschädigt. Auch wenn "Terminator: Dark Fate" im Mittelteil und generell dramaturgisch etwas schwächelt, handelt es sich zweifellos und auch dank einer wirklich gut ausgesuchten Besetzung um einen der besseren Vertreter der Reihe. Eine Fortsetzung würde ich mir bestimmt anschauen, jedoch ist es höchst fraglich, ob es dazu kommt, denn trotz der ordentlichen Kritiken ist ob der ersten internationalen Einspielergebnisse schon vor dem US-Start absehbar, daß "Dark Fate" der kommerziell schwächste "Terminator"-Film (im Verhältnis von Einspielergebnis zu Produktionskosten) werden dürfte. Dies ist angesichts der Rückkehr von Cameron und Hamilton eher überraschend, aber anscheinend ist die Reihe durch die wenig beliebten letzten Filme so ausgebrannt worden, daß selbst eine teilweise Rückkehr zur alten Qualität nicht mehr hilft. Zumindest wäre "Dark Fate" aber ein wesentlich würdigerer Abschluß für das Franchise als die beiden vorangegangenen Filme.

Fazit: "Terminator: Dark Fate" ist ein Oldschool-SciFi-Actionkracher, der mit einer auch ohne große Namen exzellent ausgesuchten Besetzung und zum Teil überragenden Actionsequenzen begeistert, inhaltlich jedoch wenig Neues zu bieten hat und sich in einem überlangen, etwas zu generischen Finale verliert.

Wertung: 7 Punkte.


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