Alle Nominierungen für die 88. Academy Awards mit meiner Einschätzung zu den einzelnen Kategorien (außer den drei Kurzfilm-Kategorien):
Bester Film:
- The Big Short
- Brooklyn
- The Revenant
- Room
- Spotlight
Trotz des qualitativ herausragenden Kinojahrs 2015 kommen wieder keine zehn Nominierungen in dieser Königskategorie zusammen, stattdessen sind es sogar zum zweiten Mal in Folge nur acht (obwohl 2014 ein viel schwächeres Jahr war). Eine echte Überraschung gibt es in der Liste nicht; die Favoriten sind alle mit dabei, von den Wackelkandidaten haben es "Bridge of Spies", "Brooklyn" und "Room" geschafft, wogegen "Carol", "Star Wars Episode VII", "Sicario", "Steve Jobs" und "Straight Outta Compton" außen vor bleiben. Besonders bei "Carol" und "Sicario" finde ich persönlich das ungerecht, aber es kommt nicht komplett unerwartet.
Die besten Siegchancen sollte weiterhin "Spotlight" haben, aber auch die beiden Golden Globe-Gewinner "The Revenant" (Drama) und "Der Marsianer" (Komödie) sowie "The Big Short" und vielleicht "Mad Max: Fury Road" liegen gut im Rennen. Ob der Vielzahl von Nominierungen insgesamt kann man auch argumentieren, daß "The Revenant" neuer Topfavorit ist. Für die drei übrigen Filme ist die Nominierung schon ein Sieg.
Regie:
- George Miller, "Mad Max: Fury Road"
- Lenny Abrahamson, "Room"
- Tom McCarthy, "Spotlight"
- Adam McKay, "The Big Short"
- Alejandro González Iñárritu, "The Revenant"
Na, das ist mal wirklich ein Hammer: Topfavorit Sir Ridley Scott wird für "Der Marsianer" nicht einmal nominiert, stattdessen schlüpft der weithin unbekannte Lenny Abrahamson für seine Low Budget-Perle "Room" in die Top 5! Ansonsten ist alles wie erwartet.
Als Favorit darf nun wohl "Titelverteidiger" (für "Birdman") Iñárritu vor Altmeister Miller gelten; sollte "Spotlight" einen großen Siegeszug starten, könnte auch McCarthy gewinnen.
Hauptdarsteller:
- Bryan Cranston, "Trumbo"
- Eddie Redmayne, "The Danish Girl"
- Leonardio DiCaprio, "The Revenant"
- Matt Damon, "Der Marsianer"
- Michael Fassbender, "Steve Jobs"
Hier keinerlei Überraschungen, Johnny Depp ("Black Mass") und Will Smith ("Erschütternde Wahrheit") haben es also nicht geschafft, einen der Favoriten zu verdrängen.
Favorit ist der für seinen ersten OSCAR-Gewinn überfällige DiCaprio, am ehesten könnte ihm wohl noch Damon gefährlich werden.
Hauptdarstellerin:
- Brie Larson, "Room"
- Cate Blanchett, "Carol"
- Charlotte Rampling, "45 Years"
- Jennifer Lawrence, "Joy"
- Saoirse Ronan, "Brooklyn"
Auch hier keine wirklichen Überraschungen. Larson, Blanchett, Lawrence und Ronan waren klar, der fünfte Platz war umkämpft, wobei aber Rampling in der Tat (neben Helen Mirren) als aussichtsreichste Bewerberin galt. Ich hatte sehr gehofft, daß doch noch die grandiose "Mad Max"-Hauptdarstellerin Charlize Theron nominiert würde (gerne statt Abo-Nominee Lawrence, deren aktueller, mittelmäßig rezensierter Film ansonsten komplett leer ausging), aber es sollte nicht sein ...
Klare Favoritin ist Larson, Außenseiterchancen hat Ronan.
Nebendarsteller:
- Christian Bale, "The Big Short"
- Mark Ruffalo, "Spotlight"
- Mark Rylance, "Bridge of Spies"
- Tom Hardy, "The Revenant"
- Sylvester Stallone, "Creed"
Erneut keine großen Überraschungen, nur Tom Hardy anstelle von Idris Elba (dessen Netflix-Produktion "Beasts of No Nation" komplett übergangen wurde), Benicio Del Toro ("Sicario"), Michael Keaton ("Spotlight"), Michael Shannon ("99 Homes") oder Paul Dano ("Love & Mercy") kommt etwas unerwartet, ist aber sicher nicht unverdient.
Favorit ist Stallone, echte Herausforderer sehe ich nicht wirklich.
Nebendarstellerin:
- Alicia Vikander, "The Danish Girl"
- Jennifer Jason Leigh, "The Hateful 8"
- Rooney Mara, "Carol"
- Rachel McAdams, "Spotlight"
- Kate Winslet, "Steve Jobs"
Alles wie erwartet, Vikander und Mara tatsächlich als Nebendarstellerinnen nominiert, obwohl sie eigentlich klare Hauptrollen spielen (und entsprechend z.B. bei den Golden Globes als Hauptdarstellerinnen nominiert waren). Leer geht damit u.a. das famose "Ewige Jugend"-Duo Jane Fonda und Rachel Weisz aus, was bedauerlich ist, aber zu erwarten war.
Favoritin ist somit Vikander, aber auch Leigh und Mara könnten überraschen. McAdams und Winslet sollten dagegen chancenlos sein.
Animationsfilm:
- Anomalisa
- Der Junge und die Welt
- Alles steht Kopf
- Erinnerungen an Marnie
Eine Kategorie, die es in sich hat: Mit "Alles steht Kopf", "Anomalisa" und "Shaun das Schaf" sind zwar drei Favoriten vertreten, mit dem (bereits 2013 entstandenen) brasilianischen Film "Der Junge und die Welt" hatte aber kaum jemand gerechnet, auch der japanische Studio Ghibli-Abschied mit "Erinnerungen an Marnie" schien trotz guter Kritiken zu unspektakulär im Vergleich zu Großproduktionen wie "Die Peanuts", Pixars "Arlo & Spot" oder "Minions".
Hoher Favorit ist "Alles steht Kopf", minimale Außenseiterchancen könnte Charlie Kaufmans gefeierter "Anomalisa" haben.
Nicht-englischsprachiger Film:
- "A War", Dänemark
- "Der Schamane und die Schlange", Kolumbien
- "Mustang", Frankreich
- "Son of Saul", Ungarn
- "Theeb", Jordanien
"Son of Saul" und "Mustang" waren klar, dahinter war es recht offen. Mit dem belgischen "Das brandneue Testament" und dem deutschen "Im Labyrinth des Schweigens" haben es zwei aussichtsreiche europäische Kandidaten nicht in das Finalfeld geschafft.
Auch hier gibt es mit "Son of Saul" einen haushohen Favoriten ohne echte Konkurrenz.
Originaldrehbuch:
- Matt Charman sowie Joel und Ethan Coen, "Bridge of Spies"
- Alex Garland, "Ex Machina"
- Pete Docter, Meg LeFauve und Josh Cooley, "Alles steht Kopf"
- Josh Singer und Tom McCarthy, "Spotlight"
- Jonathan Herman und Andrea Berloff, "Straight Outta Compton"
Die große Überraschung hier ist "Straight Outta Compton", auch "Ex Machina" ist zumindest eine kleine (positive) Überraschung. Dafür fehlt fast schon sensationell Stammgast Quentin Tarantino für "The Hateful 8".
Favorit dürfte "Spotlight" sein, aber ich würde "Alles steht Kopf" als Sieger nicht ausschließen.
Adaptiertes Drehbuch:
- Nick Hornby, "Brooklyn"
- Phyllis Nagy, "Carol"
- Emma Donoghue, "Room"
- Drew Goddard, "Der Marsianer"
- Charles Randolph und Adam McKay, "The Big Short"
Eine der größten Sensationen dieser OSCAR-Nominierungen (neben dem Fehlen von Ridley Scott) ist die Nicht-Nominierung von Aaron Sorkin, der für sein meisterhaftes "Steve Jobs"-Drehbuch erst am Sonntag noch den Golden Globe für das beste Drehbuch gewann (und zwar Original ODER adaptiert!). Zwar war nicht unbedingt zu erwarten, daß er sich auch den OSCAR holen würde, eine Nominierung schien jedoch absolut unausweichlich zu sein. Nun fehlt er doch, dafür hat (kaum weniger verdient) "Carol" den Sprung in die Top 5 geschafft. Ansonsten alles wie erwartet.
Ohne Sorkin ist ein Favorit schwer auszumachen, die besten Chancen rechne ich "The Big Short" und "Der Marsianer" zu.
Kamera:
- Ed Lachman, "Carol"
- John Seale, "Mad Max: Fury Road"
- Roger Deakins, "Sicario"
- Robert Richardson, "The Hateful 8"
- Emmanuel Lubezki, "The Revenant"
"The Hateful 8" statt "Bridge of Spies" oder "Der Marsianer" ist eine kleine Überraschung, ansonsten alles wie erwartet.
Als Favorit gilt Lubezki, der damit schon zum dritten Mal nacheinander gewinnen würde (nach "Gravity" und "Birdman"), nicht aussichtslos sind "Mad Max" und "Sicario".
Kostüme:
- Sandy Powell, "Carol"
- Sandy Powell, "Cinderella"
- Jenny Beavan, "Mad Max: Fury Road"
- Paco Delgado, "The Danish Girl"
- Jacqueline West, "The Revenant"
Überraschend fehlt "Brooklyn", dafür hat es wider Erwarten "The Revenant" geschafft.
Favoritin ist die dreifache OSCAR-Gewinnerin Sandy Powell, die nur hoffen muß, daß sich ihre beiden Nominierungen nicht gegenseitig die Stimmen wegnehmen. Ich rechne trotzdem damit, daß sie für "Carol" gewinnen wird, sollte es nicht unerwartet viel Rückhalt für die phantasievolle Verrücktheit der "Mad Max"-Kostüme geben ...
Visuelle Effekte:
- Ex Machina
- Mad Max: Fury Road
- Der Marsianer
- The Revenant
Kein Superhelden-Film hat es geschafft, auch die Dinos aus "Jurassic World" bleiben außen vor, ebenso das schwindelerregende 3D-Erlebnis "The Walk". Stattdessen dominiert Science Fiction in all ihren Spielarten.
Ein Favorit ist da schwer zu bestimmen; einiges spricht für "Star Wars", mein Gefühl sagt mir jedoch, daß sich am Ende mit "The Revenant" der einzige Nicht-SF-Film durchsetzen könnte.
Musik:
- Thomas Newman, "Bridge of Spies"
- Carter Burwell, "Carol"
- Jóhann Jóhannsson, "Sicario"
- John Williams, "Star Wars Episode VII"
- Ennio Morricone, "The Hateful 8"
Zwei Veteranen aus der Ü80-Kategorie (Williams und Morricone) vertreten die Genrefilme, dazu kommen Jóhannssons atemberaubender Thriller-Score und die verspielt-eleganten Soundtracks von Thomas Newman und Carter Burwell. Eine schöne Auswahl, definitiv. Alexandre Desplat wird das vielleicht anders sehen, denn sein "The Danish Girl"-Score war hier eigentlich fest erwartet worden. Mit "Mad Max" und "The Revenant" erfüllten übrigens zwei herausragende Soundtracks nicht die Qualifikationskriterien.
Favorit ist Ennio Morricone, aber die Liebe der Academy zu John Williams ist bekannt, weshalb auch er als Sieger nicht auszuschließen ist. Ansonsten traue ich höchstens Jóhannsson einen Außenseitersieg zu.
Filmsong:
- "Earned it", gesungen von The Weeknd, "Fifty Shades of Grey"
- "Manta Ray" von J. Ralph und Antony, "Racing Extinction"
- "Simple Song #3", gesungen von Sumi Jo, "Ewige Jugend"
- "Til it Happens To You", gesungen von Lady Gaga, "The Hunting Ground"
- "Writing's on the Wall" von Sam Smith, "Spectre"
Mit "Manta Ray" und "Til it Happens To You" haben sich zwei Songs aus wenig bekannten Dokumentarfilmen in die Kategorie eingeschlichen. Bei Letzterem ist das (dank Lady Gaga und Songwriterin Diane Warren) keine Überraschung, bei Ersterem sehr wohl. Von den Favoriten fehlt dafür Wiz Khalifas "Fast & Furious 7"-Hit "See You Again".
Eigentlich scheint es wenige Menschen zu geben, die den Bond-Song "Writing's on the Wall" richtig gut finden, dennoch hat er die bisherige Awards Season dominiert und muß damit auch bei den OSCARs als Favorit gelten. Oder zumindest als Mitfavorit neben "Til it Happens To You". Sollte der wunderschöne "Simple Song #3" (klassische Musik!) gewinnen, werde ich ein Freudentänzchen aufführen!
Ton:
- Bridge of Spies
- Mad Max: Fury Road
- Star Wars Episode VII
- Der Marsianer
- The Revenant
Nachdem im Jahr 2015 mit "Whiplash" ausnahmsweise eine kleine Produktion diese Kategorie für sich entscheiden konnte, sind nun wieder die großen Budgets am Zug. Selbst das etwas günstigere HipHop-Biopic "Straight Outta Compton" hat es unerwartet nicht geschafft.
Favorit ist für mich "Mad Max" vor "Star Wars", aber bei den "kleinen" technischen Kategorien, bei denen (sinnvollerweise) nur die Angehörigen der jeweiligen Profession entscheiden, ist das immer schwer zu beurteilen.
Tonschnitt:
- Mad Max: Fury Road
- Sicario
- Star Wars Episode VII
- Der Marsianer
- The Revenant
Hier gilt ähnliches wie beim Ton, am überraschendsten ist die Nominierung von "Sicario".
Auch hier sehe ich "Mad Max" favorisiert.
Ausstattung:
- Bridge of Spies
- Mad Max: Fury Road
- The Danish Girl
- Der Marsianer
- The Revenant
Das Fehlen von "Carol" kommt unerwartet und ist unverdient. Daß stattdessen auch hier "The Revenant" reingerutscht ist, zeigt, wie sehr die Academy-Mitglieder den Film mögen.
Schnitt:
- Mad Max: Fury Road
- Spotlight
- Star Wars Episode VII
- The Big Short
- The Revenant
Nach "Regie" eine weitere Kategorie, in der "Der Marsianer" überraschend fehlt.
Favorit ist "Mad Max".
Make-up und Hairstyling:
- Mad Max: Fury Road
- Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
- The Revenant
"Mad Max" war klar, auch "The Revenant" galt als sicher. Den (natürlich fiktiven) Quotenplatz für Alters-Make-up hat unerwartet der schwedische Blockbuster den höher eingeschätzten "Mr. Holmes" und "Black Mass" vor der Nase weggeschnappt.
Dokumentarfilm:
- Amy
- Cartel Land
- The Look of Silence
- What Happened, Miss Simone?
- Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom
Die ersten vier waren erwartet, die Ukraine-Doku hatten wenige auf dem Zettel. Dafür mußte Mitfavorit "Going Clear" über die Scientology-Sekte weichen (ein zu heißes Eisen angesichts vieler Hollywood-Mitglieder?).
Favorit ist "Amy" vor "The Look of Silence" und "Cartel Land".
Kurzdoku:
- A Girl in the River: The Price of Forgiveness
- Body Team 12
- Chau, beyond the Lines
- Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah
- Last Day of Freedom
Kurzfilm:
- Ave Maria
- Day One
- Everything Will Be Okay (Alles wird gut)
- Shok
- Stutterer
Wieder einmal ein deutscher Vertreter in dieser Kategorie, Regisseur ist Patrick Vollrath.
Animierter Kurzfilm:
- Bear Story
- Prologue
- Sanjay's Super Team
- We Can't Live without Cosmos
- World of Tomorrow
"Sanjay's Super Team" ist der Pixar-Vorfilm, der vor "Arlo & Spot" lief, und damit vermutlich der Favorit.
Auflistung nach Anzahl der Nominierungen (nur Filme mit mehr als zwei Nennungen):
The Revenant: 12
Mad Max: Fury Road: 10
Der Marsianer: 7
Spotlight: 6
Carol: 6
Bridge of Spies: 6
The Big Short: 5
Star Wars Episode VII: 5
Room: 4
The Danish Girl: 4
The Hateful 8: 3
Brooklyn: 3
Sicario: 3
Die Gewinner der Nominierungen:
Offensichtlich "The Revenant" gefolgt von "Mad Max". "The Revenant" wurde in so ziemlich allen Kategorien nominiert, in denen das möglich war und das teilweise überraschend. "Mad Max" hat wie erwartet sehr stark in den technischen Kategorien abgeschnitten und bleibt mit der Nominierung für Regisseur Miller auch in der "Bester Film"-Kategorie im Rennen; ein kleiner Rückschlag ist die fehlende Nominierung von Hauptdarstellerin Charlize Theron. Die wäre zwar auch eine kleine Überraschung gewesen, hätte aber gerade deshalb aufgezeigt, daß mit "Mad Max" richtig zu rechnen ist. So bleibt ein mit "The Big Short" geteilter dritter Platz in der Favoritenliste hinter "The Revenant" und "Spotlight". Letzterer kann ebenfalls zufrieden sein, da es mit den Darstellern McAdams und Ruffalo zwei leichte Wackelkandidaten geschafft haben und auch Regisseur McCarthy mit dabei ist. Dennoch sind sechs Nominierungen nunmal nur halb so viele wie bei "The Revenant". Sogar nur vier Nennungen gab es für "Room", doch für einen Independent-Film mit Mini-Budget ist das ein riesiger Erfolg (einziger Wermutstropfen ist die Nicht-Nominierung von Darsteller Jacob Tremblay).
Teils Gewinner, teils Verlierer:
"Carol" kann mit sechs Nominierungen sehr zufrieden sein (zumal darin eine unerwartete für das Drehbuch enthalten ist), doch ausgerechnet in der Hauptkategorie "Bester Film" und bei der Regie wurde das bewegende Liebesdrama übergangen. Ähnlich sieht es bei "Star Wars" aus: Fünf Nominierungen sind absolut in Ordnung, aber sie sind nunmal allesamt aus dem technischen Bereich. Vielleicht hätte es mehr Nominierungen gegeben, wenn der Film früher gezeigt worden wäre (damit keine Spoiler an die Öffentlichkeit geraten, durfte ihn ja niemand vor dem Kinostart sehen). Und "Sicario" darf sich über immerhin drei Nominierungen freuen, die zarten Hoffnungen auf mehr (Bester Film, Del Toro bei den Nebendarstellern, Originaldrehbuch) erfüllten sich leider nicht.
Die Verlierer:
"Der Marsianer". Nicht daß sieben Nominierungen schlecht wären, aber die Nicht-Nominierung von Regisseur Ridley Scott (der von nicht wenigen sogar als Topfavorit angesehen wurde) ist ein schwerer Schlag, der auch die Siegchancen als "Bester Film" durchkreuzen dürfte. Da sich auch in den technischen Kategorien nicht alle Erwartungen erfüllten (Kamera, Schnitt), scheint das SF-Abenteuer im Vergleich zu "The Revenant" oder "Mad Max" schlicht und ergreifend weniger gut angekommen zu sein bei den Academy-Mitgliedern. In etwas geringerem Ausmaß müssen auch "The Hateful 8" und "Steve Jobs" zu den Verlierern gerechnet werden; zwar zeichnete sich früh in der Awards Season ab, daß beide Filme keine ganz große Rolle spielen würden, daß es aber für beide nicht mal zur fast schon obligatorischen Drehbuch-Nominierung für Quentin Tarantino respektive Aaron Sorkin reichen würde, kommt sehr unerwartet.
Fazit:
Es gab so ein bißchen Stühlerücken ("The Revenant" drängt nach vorne, "Der Marsianer" wird nach hinten geschubst), aber die Spannung bleibt in den meisten Kategorien erfreulich hoch. Die Indie-Schwemme des letzten Jahres ist passé, dafür dominieren wieder typische "OSCAR-Filme", ergänzt durch überdurchschnittlich viele Genrefilme. Die 20 nominierten Schauspieler sind allesamt weiß, was bestimmt wieder für Diskussionen sorgen wird (wenngleich es außer Idris Elba, Will Smith und Benicio Del Toro von vornherein keine aussichtsreichen Kandidaten anderer Hautfarbe gab). Jedoch muß man konstatieren, daß für sich genommen keine einzige Darsteller-Nominierung unfair ist, es war eben ein Jahr voller hervorragender schauspielerischer Leistungen. So oder so: Der Boden ist bereitet für eine hochspannende OSCAR-Verleihung am 28. Februar mit dem Gastgeber Chris Rock.
Quelle:
Mad Max als bester Film würde mich schon wundern. Er war nicht schlecht, aber "Der Marsianer" fand ich schon um einiges besser!
AntwortenLöschenBeides sind starke Filme, keine Frage. "Der Marsianer" ist sicherlich erzählerisch noch etwas besser, aber insgesamt halt doch relativ konventionell. "Mad Max" dagegen ist ein wunderbar durchgeknalltes, "kantigeres" Event, das zwar auch in den (wenigen) stillen Momenten überzeugt, aber doch vor allem von den schweißtreibenden und teils richtig innovativen Actionsequenzen lebt. Was man bevorzugt, ist letztlich wohl Geschmackssache (ich neige zu "Mad Max"). Man sollte meinen, daß die Academy-Mitglieder stärker zu "Der Marsianer" tendieren würden, aber scheinbar sind sie dieses Jahr etwas wagemutiger gestimmt, zumindest bei den Nominierungen. Aber wie es momentan aussieht, wird es am Ende ja sowieso keiner der beiden schaffen, sondern "Spotlight" oder "The Revenant" (wobei ich mir durchaus vorstellen kann, daß "Mad Max" durch die technische Dominanz insgesamt die meisten OSCARs gewinnt, während "Der Marsianer" mit etwas Pech auch komplett leer ausgehen kann ...).
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