Freitag, 2. Oktober 2015

TV-Tips für das Wochenende 40/2015

Ich will nicht auf alle Filme einzeln hinweisen (zumal ich viele davon selbst noch nicht gesehen habe), aber 3sat zeigt zum Tag der Deutschen Einheit am Samstag eine ganze Reihe von Klassikern der deutschen Nachkriegsgeschichte, darunter den damaligen Skandalfilm "Die Sünderin" (1951) mit Hildegard Knef als Prostituierter (16.00 Uhr), die Komödie "Zur Sache, Schätzchen", die im Jahr 1968 Uschi Glas berühmt machte (19.00 Uhr) und Christian Petzolds DDR-Drama "Barbara" (2012) mit Nina Hoss. Auf zwei Filme des Thementages werde ich aber noch etwas genauer eingehen:

Samstag, 3. Oktober:
3sat, 20.15 Uhr: "Rossini oder Die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997)
Die bissige Satire des kürzlich verstorbenen Filmemachers Helmut Dietl auf die Münchner Schickeria-Szene wie auch auf die Showbiz-Branche (auf Grundlage eines Drehbuchs von "Das Parfum"-Autor Patrick Süskind) war mit mehr als drei Millionen Zuschauern einer der größten deutschen Kinohits des Jahres 1997 und machte Veronica Ferres endgültig zu einem Star. Heutzutage ist Ferres ja hauptsächlich für ihre zahllosen TV-Filme bekannt, in denen sie meist nicht wirklich durch große Schauspielkunst glänz; wenn sie aber will und von einem guten Regisseur wie Dietl klug gelenkt wird, dann hat sie wirklich etwas drauf – wie "Rossini", in dem sie eine ehrgeizige Schauspielerin mimt, die für den Erfolg nahezu alles tun würde, beweist. Auch ansonsten konnte Dietl für die virtuos miteinander verflochtenen und zwischen Komik und Tragik changierenden Handlungsstränge seines Films die Créme de la Créme der deutschen Schauspielerriege gewinnen: Götz George, Mario Adorf, Martina Gedeck, Meret Becker, Jan Josef Liefers, Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach, Joachim Król, Hannelore Hoger, Armin Rohde, Burghart Klaußner, Edgar Selge, Christian Berkel und noch einige mehr ...

BR, 20.15 Uhr: "Das Leben der Anderen" (2006)
Das penibel recherchierte Debüt von Florian Henckel von Donnersmarck gewann nicht nur völlig verdient (gegen den großen Favoriten "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro) den Auslands-OSCAR, sondern zählt für mich sogar zu den fünf besten deutschen Filmen aller Zeiten. Das Drama um einen einzelgängerischen Stasi-Offizier und das freigeistige Schauspieler-Paar, dessen Überwachung er leitet, ist präzise beobachtet, ebenso spannend wie hochdramatisch erzählt und durch glänzende Leistungen der drei Hauptdarsteller Ulrich Mühe, Martina Gedeck und Sebastian Koch geadelt.

Pro7Maxx, 20.15 Uhr: "Todeszug nach Yuma" (2007)
Erst vor drei Wochen wies ich auf den damals bei Servus TV gezeigten Western "Zähl bis drei und bete" hin; nun zeigt Pro7Maxx James Mangolds actionreicheres, aber insgesamt ebenso gelungenes Remake mit Russell Crowe und Christian Bale.

RTL II, 20.15 Uhr: "Unsere Erde" (2007)
Die von Ulrich Tukur erzählte Naturdokumentation der OSCAR-Gewinner Alastair Fothergill und Mark Linfield zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Dokus überhaupt und punktet vor allem mit vielen phantastischen Bildern.

Servus TV, 22.25 Uhr: "Ein seltsames Paar" (1968)
Nachdem sie bereits zwei Jahre zuvor mit Billy Wilders "Der Glückspilz" einen ersten Erfolg feierten, etablierten sich Jack Lemmon und Walter Matthau in Gene Saks' Verfilmung eines Bühnenstücks von Neil Simon (das unzählige Male adaptiert wurde, darunter als die TV-Serien "Männerwirtschaft" und aktuell in den USA "The Odd Couple") endgültig als neues Comedy-Traumpaar in Hollywood. Sie spielen die beiden engen Freunde Felix und Oscar, die nach Felix' Scheidung vorübergehend zusammenziehen – woraufhin sie sich infolge grundverschiedener Herangehensweisen (Felix ist Ordnungsfanatiker, Oscar eher ein Chaot) schon bald gegenseitig in den Wahnsinn treiben!

3sat, 23.45 Uhr: "Die Brücke" (1959)
Einer der ersten großen deutschen Anti-Kriegsfilme nach dem Zweiten Weltkrieg braucht sich auch international nicht zu verstecken: Unter der Regie von Bernhard Wicki ("Morituri", die deutschen Segmente von "Der längste Tag") geht es in der Verfilmung eines Romans von Manfred Gregor um die letzten Kriegstage, in denen in einem kleinen Ort sieben soeben erst zum Wehrdienst einberufene Teenager (gespielt u.a. von Fritz Wepper und Volker Lechtenbrink) den Befehl erhalten, die örtliche Brücke um jeden Preis gegen die anrückenden Alliierten zu verteidigen. Obwohl die Brücke letztlich völlig unwichtig ist, harren die mit der Nazi-Ideologie aufgewachsenen Jungs bis zum bitteren Ende aus ... "Die Brücke" gewann den Auslands-Golden Globe und war für den Auslands-OSCAR nominiert. Noch ein Hinweis: KEINESFALLS jemals das miese, weichgespülte TV-Remake mit Franka Potente aus dem Jahr 2008 ansehen! Das Original ist trotz seines Alters um Längen besser.

Sonntag, 4. Oktober:
ZDF, 15.05 Uhr: "Notting Hill" (1999)
Nach "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" der zweite Megahit im Bereich der romantischen Komödie mit Hugh Grant in der männlichen Hauptrolle. Die weibliche spielt Julia Roberts als US-Filmstar, der sich in London nach einem zufälligen Aufeinandertreffen in einen von Grant gespielten Buchhändler verliebt (und umgekehrt, versteht sich). Das Ganze ist unverschämt witzig und selbstverständlich sehr romantisch ...

Arte, 20.15 Uhr: "Fieber im Blut" (1961)
Ein geradezu archetypisches Hollywood-Hochglanz-Liebesdrama, wie sie heute fast nicht mehr gedreht werden: dramatisch, hochemotional und von Regielegende Elia Kazan ("Die Faust im Nacken") schwelgerisch inszeniert. Natalie Wood ("West Side Story") spielt ein Mädchen aus einfachem Hause in den späten 1920er Jahren, die sich im ländlich geprägten Mittleren Westen der USA in den Sohn (Warren Beatty, "Bonnie und Clyde") der reichsten Familie der Stadt verliebt. Beide Elternpaare sind gegen eine Verbindung zwischen den zwei aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammenden Jugendlichen, womit die junge Liebe von Anfang unter einem schlechten Stern steht ... Wood erhielt für ihre Rolle eine OSCAR-Nominierung, Drehbuch-Autor William Inge gewann den Goldjungen sogar.

RTL II, 2.50 Uhr: "Wild Things" (1998)
Der erotische Thriller von John McNaughton ist leider ein wenig in Vergessenheit geraten, dabei handelt es sich um ein hochgradig unterhaltsames Verwirrspiel, das mehr Haken schlägt als ein durchschnittlicher Feldhase in einem Monat. Das nagt zwar ein klitzekleines bißchen an der Glaubwürdigkeit der Handlung, aber wenn das Resultat dafür dermaßen rasant und spaßig ausfällt wie hier, dann kann man sich darüber wohl kaum beschweren. Matt Dillon spielt den beliebten High School-Vertrauenslehrer Sam, dessen Leben aus den Fugen gerät, als er von zwei Schülerinnen (Denise Richards und Neve Campbell) der Vergewaltigung bezichtigt wird. Eine Glanzrolle hat zudem Bill Murray als Sams Anwalt inne. Wichtiger Hinweis: Während des Abspanns gibt es mehrere zusätzliche Szenen, ohne die die Story nicht wirklich beendet ist. Soweit ich weiß, werden diese in der Kinoversion nach und nach präsentierten Szenen im Fernsehen in der Regel einfach am Stück an das "offizielle" Ende rangeklatscht, was natürlich nicht sehr elegant ist, aber wenigstens vollständig. Hoffentlich hält es auch RTL II so und läßt die Szenen nicht einfach komplett weg (was bei anderen Filmen im deutschen Free-TV früher häufig vorkam, inzwischen zum Glück nicht mehr so oft).

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