Mittwoch, 28. Oktober 2015

TALES OF HALLOWEEN (2015)

Regie: Darren Lynn Bousman, Axelle Carolyn, Adam Gierasch, Andrew Kasch und John Skipp, Neil Marshall, Lucky McKee, Mike Mendez, Dave Parker, Ryan Schifrin und Paul Solet
Darsteller: Adrienne Barbeau, Barry Bostwick, Sam Witwer, Jose Pablo Cantillo, Pollyanna McIntosh, Ben Woolf, Keir Gilchrist, Kristina Klebe, John Savage, Alex Essoe, Lin Shaye, Greg Grunberg, Clare Kramer, Noah Segan, Booboo Stewart, Cerina Vincent, Adrianne Curry, Stuart Gordon, Barbara Crampton, Mick Garris, John Landis, Joe Dante
Tales of Halloween
(2015) on IMDb Rotten Tomatoes: 77% (6,7); weltweites Einspielergebnis: $0,4 Mio.
FSK: 16, Dauer: 92 Minuten.
In der Halloween-Nacht ist eine Radiomoderatorin (Adrienne Barbeau, "The Fog – Nebel des Grauens") auf Sendung. Während sie ihr Publikum mit ihren schaurigen Erzählungen unterhält, tragen sich auf den Straßen und in den Häusern der Stadt zahlreiche Begebenheiten zu – manche schräg, manche humorvoll, manche fies, manche bizarr, manche unheimlich, manche tödlich …

Kritik:
Kaum ein Genre scheint sich so sehr für Film-Anthologien anzubieten wie der Horrorfilm. Jedenfalls werden bereits seit vielen Jahrzehnten recht beständig gruselige Kurzgeschichten-Sammlungen realisiert, gerne in Form von TV-Serien wie "Twilight Zone", "Geschichten aus der Gruft", "Outer Limits" oder "Masters of Horror" – aber auch als Kinofilme wie "Die Todeskarten des Dr. Schreck" (1965), "Unheimliche Schattenlichter" (1983), "V/H/S" oder "22 Ways to Die" (beide 2012). Ein gern benutzter thematischer Aufhängunger ist naheliegenderweise Halloween, der liebste Feiertag aller Monster, die so einmal im Jahr ohne Gefahr in die Öffentlichkeit dürfen (frei nach Joss Whedons TV-Serie "Buffy – Im Bann der Dämonen"). Im Jahr 2007 erfreute Michael Dougherty Halloween-Fans mit "Trick 'r Treat", der zwar aus verschiedenen Gründen kommerziell floppte, sich aber schnell einen ziemlichen Kultstatus erarbeitete.
Ähnliches will auch "Tales of Halloween" erreichen, wobei es zwei bedeutsame Unterschiede gibt. Erstens: Während in "Trick 'r Treat" alle Geschichten aus einer Hand kamen (eben der von Regisseur und Drehbuch-Autor Dougherty), wird in "Tales of Halloween" jede Story von einem anderen Filmemacher inszeniert und erdacht. Zweitens: "Trick 'r Treat" konzentriert sich auf "nur" vier Kurzgeschichten, die zudem nicht brav nacheinander abgehandelt werden, sondern ineinander verwoben sind – "Tales of Halloween" dagegen präsentiert zehn Schauermärchen von zwölf Regisseuren (zwei Duos), eines nach dem anderen (nur sehr lose zusammengehalten durch die Ansagen der Radiomoderatorin). Zwar ist "Tales of Halloween" etwas länger als Doughertys 80-Minüter, dennoch bleibt den einzelnen Storys hier nicht wirklich viel Zeit, sich zu entfalten. Und das ist in der Tat ein Problem, denn wenngleich einige Geschichten gut zu unterhalten wissen, dominiert in meinen Augen überwiegend wenig einfallsreiches Mittelmaß. So geht es schon als Höhepunkt durch, daß Adrienne Barbeau als erwähnte Radiomoderatorin inoffiziell ihre Kultrolle aus John Carpenters "The Fog – Nebel des Grauens" wiederbelebt – was dank ihrer perfekt für gruselige Schauermärchen geeigneten Stimme immer noch wunderbar funktioniert und der Atmosphäre trotz der Kürze ihrer Segmente sehr zuträglich ist. Wenn doch nur der Rest von "Tales of Halloween" annähernd so gut gelungen wäre … Im folgenden gehe ich kurz auf die einzelnen Episoden ein:

"Naschkatze" von Dave Parker ("The Hills Run Red"):
Eine Babysitterin im Teenager-Alter und ihr Freund erzählen ihrem Schützling eine grausige Halloween-Legende – die sich als wahrer erweist, als es ihnen lieb sein kann. So unoriginell wie die Story ist auch die Umsetzung. Nicht wirklich schlecht, aber auch in keiner Weise spannend oder gar innovativ, dafür aber ziemlich splatterig. Am bemerkenswertesten sind da noch die Cameo-Auftritte der genregestählten Greg Grunberg (TV-Serie "Heroes") und Clare Kramer (als Göttin Glory der Oberbösewicht in der fünften Staffel von "Buffy") als die Eltern des erschreckten Jungen. 3,5 Punkte.

"Die Nacht, in der Billy die Hölle erweckte" von Darren Lynn Bousman ("Saw 2-4", "Repo! The Genetic Opera"):
Ein vorlauter Junge mit Teufelsmaske bewirft Häuser mit Eiern, bis er an den Falschen gerät. Darren Lynn Bousman ist der wohl zweitrenommierteste Regisseur von "Tales of Halloween" und diese Episode zeigt, warum: "Die Nacht, in der Billy die Hölle erweckte" ist zwar auch nicht umwerfend originell, aber dafür mit viel Anarcho-Charme und boshaftem Spaß am Unfug inszeniert, zudem gibt "Rocky Horror Picture Show"-Veteran Barry Bostwick einen herrlichen Hauptdarsteller ab. 7,5 Punkte.
"Streiche" von Adam Gierasch und Jace Anderson ("Night of the Demons"):
Zwei Paare werden beim gemütlichen gemeinsamen Abendessen am Halloween-Abend brutal von maskierten "Trick 'r Treaters" attackiert. Ohne die Pointe wäre das alles ziemlich witzlos, da diese Pointe aber ziemlich gelungen und vor allem so richtig fies ist, geht die Episode in Ordnung. 6,5 Punkte.

"Die Schwachen und die Bösen" von Paul Solet ("Grace"):
Ein junger Mann (Keir Gilchrist, "It Follows") beschwört einen Rachedämon, um Gerechtigkeit für ein an seiner Familie begangenes großes Unrecht zu erhalten. Wie bei "Naschkatze" ist das trotz lauter Punkmusik in etwa so unspektakulär und überraschungsarm ausgeführt wie es sich liest, aber immerhin recht atmosphärisch gefilmt. 4 Punkte.

"Hinterhältiger Geist" von Axelle Carolyn ("Soulmate"):
Eine junge Frau (Alex Essoe) hat bei der Heimfahrt von einer geselligen Halloween-Party – zu deren Gästen Lin Shaye aus den "Insidious"-Filmen und das "Re-Animator"-Duo Stuart Gordon (Regie) und Barbara Crampton (weibliche Hauptrolle) zählen – auf einer Landstraße eine Panne und muß den Rest des Weges im dichten Nebel und abseits der Zivilisation zu Fuß absolvieren – schon bald hat sie das Gefühl, daß sie von *etwas* verfolgt wird … Auch der Beitrag der einzigen "Tales of Halloween"-Regisseurin läßt es leider an frischen Ideen mangeln, ist dafür jedoch ausgesprochen stimmig umgesetzt und entfaltet die überzeugendste Gruselstimmung aller Episoden. 7,5 Punkte.
"Ding Dong" von Lucky McKee ("All Cheerleaders Die"):
Ein liebender Ehemann muß erfahren, daß seine Frau eine ziemlich durchgeknallte Hexe mit unstillbarem Kinderwunsch ist. Pollyanna McIntosh ("The Woman") zeigt als manische Hexe eine leidenschaftliche Performance, davon abgesehen ist "Ding Dong" aber trotz Anleihen bei "Hänsel & Gretel" und (wie bereits der Titel verrät) "Der Zauberer von Oz" nichts Besonderes. 5 Punkte.

"Das bedeutet Krieg" von Andrew Kasch (Regisseur diverser Dokus zu Horrorfilmen) und John Skipp (war am Drehbuch zu "Nightmare on Elm Street 5" beteiligt):
Ein Wettstreit zwischen Nachbarn (einer ein spießiger Biedermann, der andere ein Rocker und Heavy Metal-Fan) um die beeindruckendste Halloween-Dekoration artet aus. Diese Prämisse kennt man bereits aus unzähligen Filmen und Serien (wenn auch meist eher auf Weihnachten bezogen), leider hat ihr "Das bedeutet Krieg" – abgesehen von reichlich Blut – absolut nichts Bemerkenswertes hinzuzufügen. 3 Punkte.

"Freitag der 31." von Mike Mendez ("Big Ass Spider!"):
Das konkurrenzlose Highlight: Ein erkennbar von Jason Voorhees, dem maskierten Serienkiller aus den "Freitag, der 13."-Filmen inspirierter Brutalo vergnügt sich mit dem Verhackstücken unglücklicher Teenager, bis er selbst von einem kleinen, per Stop Motion-Technik zum Leben erweckten Knetgummi-Alien erbarmungslos durch die Mangel gedreht wird! Die mit Abstand verrückteste, geschmackloseste, übertriebenste, brutalste, boshafteste und vor allem witzigste der "Tales of Halloween". 10 Punkte.

"Das Vermächtnis von Rusty Rex" von Ryan Schifrin (diverse Kurzfilme):
Zwei kleine Gauner (Sam Witwer aus der US-Serie "Being Human" und Jose Pablo Cantillo aus "The Walking Dead") entführen Rusty, den Sohn des wohlhabenden Jebediah Rex ("American Werewolf"-Regisseur John Landis), um hohes Lösegeld einzufordern. Dumm gelaufen: Jebediah ist überglücklich, Rusty (gespielt vom mittlerweile verstorbenen kleinwüchsigen Ben Woolf aus "American Horror Story") endlich loszuwerden. Anfangs sind die Amateur-Kidnapper über diese unerwartete Wendung verständlicherweise verwirrt, doch nur zu schnell müssen sie erkennen, daß sie den größten Fehler ihres Lebens begangen haben … Schwarzhumorig, unvorhersehbar, kompromißlos – so soll es sein! 8 Punkte.
"Böse Saat" von Neil Marshall ("The Descent"):
Eine Polizistin (Kristina Klebe aus "Chillerama", einer anderen Horror-Anthologie) wird mit dem verrücktesten Fall ihrer Karriere konfrontiert, als sie es mit menschenfressenden Halloween-Kürbissen zu tun bekommt! Was klingt wie eine herrliche Halloween-Variation von "Angriff der Killertomaten", ist leider trotz Cameos von "Gremlins"-Regisseur Joe Dante und John Savage ("Hair", "Der Pate, Teil III") nur leicht gehobener Durchschnitt. Da hätte man vom populärsten Regisseur der Anthologie mehr erwartet. 7 Punkte.

Auffällig ist, daß die schwarzhumorigen Episoden insgesamt deutlich besser funktionieren als die mehr auf klassischen Horror setzenden. Vermutlich ist das teilweise Geschmackssache, aber sicher nicht nur; denn daß die "ernsten" Storys platter und unorigineller daherkommen, sollte bereits anhand der jeweiligen Prämissen unbestreitbar sein.

Fazit: "Tales of Halloween" ist eine schwarzhumorige Halloween-Anthologie, die nur ein echtes Highlight enthält und ansonsten vor allem in Sachen Horror viel Mittelmaß bietet – immerhin wird echten Genrefans durch die zahlreichen Cameos ein zusätzlicher Anreiz geboten.

Wertung: 6 Punkte.


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