Regie:
Jason Moore, Drehbuch: Kay Cannon, Musik: Christophe Beck und Mark Kilian
Darsteller:
Anna Kendrick, Skylar Astin, Anna Camp, Brittany Snow, Rebel Wilson, Ben Platt,
Elizabeth Banks, John Michael Higgins, Adam DeVine, Alexis Knapp, Ester Dean,
Hana Mae Lee, John Benjamin Hickey, Kelley Jakle, Wanetah Walmsley, Freddie
Stroma, Joe Lo Truglio, Donald Faison, Christopher Mintz-Plasse
FSK: 0, Dauer: 112 Minuten.
Beca (Anna Kendrick, "The Voices") will nach ihrem
Highschool-Abschluß eigentlich nach Los Angeles ziehen, um dort den Durchbruch
als D.J. zu schaffen – doch ihr Vater (John Benjamin Hickey, "Flightplan") besteht darauf,
daß sie zumindest ein Jahr am College verbringt und sich dort in
einer außeruniversitären Tätigkeit ernsthaft einbringt. Wenn ihr das auf Dauer
keinen Spaß macht und sie immer noch nach L.A. will, dann wird er ihr den Umzug
sogar finanzieren. Zähneknirschend willigt Beca ein und tritt dem weiblichen A
cappella-Chor der Uni bei – den "Barden Bellas" –, der sich in
ständigem Wettstreit mit dem männlichen Widerpart befindet. Die
kontrollsüchtige, aber nicht allzu kreative Chorleiterin Aubrey (Anna Camp, "The Help")
will unbedingt einmal den nationalen Gesangswettstreit gewinnen und setzt daher
die Sängerinnen stark unter Druck – nicht gerade das, was der rebellischen Beca
behagt, dennoch stellt sie nach und nach fest, daß sie sich bei den Barden
Bellas erstaunlich wohl fühlt …
Kritik:
Eigentlich ist "Pitch Perfect" ein ziemlich
schlechter Film. Die Handlung ist ohne Übertreibung von A bis Z vorhersehbar, die Figuren sind
die reinsten Klischees, die College-Atmosphäre ist in etwa so authentisch wie ein von
einem Sechsjährigen nachgemaltes Monet-Gemälde und der Hauptdarstellerin Anna Kendrick
nehme ich den permanent genervten Teenager einfach nicht ab – und außerdem ist
mir persönlich die Musikauswahl eindeutig zu mainstreamlastig geraten. Trotzdem
muß ich zugeben: Irgendwie macht die Musikkomödie von Jason Moore (bis dahin ausschließlich als TV-Regisseur bei Serien wie "Dawson's Creek" oder
"Everwood" tätig) doch einigermaßen Spaß. Das liegt daran, daß einige
der vielen Klischees schlicht und ergreifend funktionieren, vor allem aber an der
spielfreudigen und sehr sympathischen Besetzung.
Im Zentrum steht natürlich Anna Kendrick als Beca, die sich
durch das Engagement bei den Bellas nach und nach öffnet und Freunde findet. Wie
gesagt finde ich Anna Kendrick als mies gelaunte Außenseiterin nicht gerade
überzeugend, aber das ändert nichts an ihrer ungemein sympathischen
Ausstrahlung, die mit fortlaufender Handlung (sowie charakterlicher Wandlung
Becas) immer stärker durchscheinen darf. Leider macht "Pitch Perfect"
zu wenig
Gebrauch von Kendricks herausragenden Sangesfertigkeiten, die die Broadway-Darstellerin etwa in "Into the Woods" eindrucksvoll zu Gehör brachte. Zugegeben, es macht innerhalb der Story schon Sinn, daß sich Beca
brav in den Chorgesang einordnet anstatt alleine zu glänzen; aber ein paar mehr
Solo-Szenen hätte man definitiv einbauen können und sollen. So darf die Australierin Rebel
Wilson ("Brautalarm") als "Fat Amy" mehr glänzen – was ihr
auch gelingt, aber an Kendricks Begabung kommt sie trotzdem nicht heran.
Schauspielerisch beziehungsweise komödiantisch machen Becas Bewunderer Jesse
(Skylar Astin, "Taking Woodstock"), Chorleiterin Aubrey und ihre Assistentin Chloe (Brittany Snow, TV-Serie "Harry's Law")
am meisten Eindruck.
Zu den beliebtesten Komödien-Stilmitteln zählen seit Ewigkeiten
skurrile Nebenfiguren. Das hat aber seinen Grund, denn wenn diese Nebenfiguren
gut geschrieben und gespielt sind, tragen sie stark, manchmal sogar entscheidend
zum Gelingen einer Komödie bei. Das ist auch bei "Pitch Perfect" so,
wobei vor allem Jesses nerdiger Freund Benji (Ben Platt) und die
bissigen Kommentatoren der Gesangswettbewerbe (Elizabeth Banks aus "Mädelsabend" sowie John Michael
Higgins aus "Die nackte Wahrheit") hervorstechen – und natürlich Rebel Wilson, die (gemeinsam mit Anna
Camp) wieder einmal für die … nunja, eher handfesten Humorelemente
verantwortlich zeichnet. Womit wir auch schon bei einem ersten Manko des Films
wären, denn insgesamt ist der Humor von "Pitch Perfect" doch etwas
arg zotig geraten. Sicherlich nicht auf Sandler-Niveau, aber doch weit
entfernt von intelligentem Wortwitz. Dank der leidenschaftlichen Performance
der Darsteller funktioniert das insgesamt trotzdem ganz gut, echte Lacher
gibt es jedoch nur selten.
Meine übrigen Probleme mit "Pitch Perfect" hatte ich ja bereits zu Beginn angesprochen. So ist die Handlung etwa dermaßen
dünn, daß es fast schon eine Frechheit ist – selbst als reines Alibi für die
Aneinanderreihung von (nett choreographierten) Gesangseinlagen ist das für
einen Kinofilm zu wenig. Ach was, "für einen Kinofilm". Selbst in
einer 40-minütigen TV-Episode der Schulchor-Serie "Glee" fällt den Autoren mehr
Story ein (und dazu eine wesentlich breitere und originellere Musikauswahl)! Da ist
es dann auch kein Wunder mehr, daß keinerlei College-Atmosphäre aufkommen will, weil sich
Regisseur Jason Moore ausschließlich auf die beiden rivalisierenden Chöre und die einfallslosen Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern konzentriert. Ich würde
sogar so weit gehen zu behaupten: Ich habe nie zuvor einen Collegefilm
gesehen, der so wenig College enthielt …
Fazit: "Pitch Perfect" ist eine
Musikkomödie, die inhaltlich arg fade geraten ist und musikalisch keinerlei Mut
zu Ausgefallenem offenbart; doch die (klischeehaft) sympathischen, durchgängig gut besetzten Figuren sowie einige gelungene Gesangs- und
Comedyeinlagen sorgen dafür, daß man dem Film eigentlich nicht böse sein kann.
Wertung: 5,5 Punkte.
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