Originaltitel: Pride & Prejudice
Regie: Joe Wright, Drehbuch: Deborah Moggach, Musik: Dario Marianelli
Regie: Joe Wright, Drehbuch: Deborah Moggach, Musik: Dario Marianelli
Darsteller: Keira Knightley, Matthew Macfadyen, Rosamund Pike, Donald
Sutherland, Brenda Blethyn, Dame Judi Dench, Carey Mulligan,
Simon Woods, Rupert Friend, Talulah Riley, Tom Hollander, Jena Malone, Claudie
Blakley, Sylvester Morand, Cornelius Booth, Tamzin Merchant, Kelly Reilly
Rotten Tomatoes: 87% (7,7); weltweites Einspielergebnis:
$121,6 Mio.
FSK: 0, Dauer: 127 Minuten.
Im ländlichen England des späten 18. Jahrhunderts führt die Familie
Bennet ein ereignisreiches Leben, das vor allem darin besteht, geeignete
Heiratskandidaten für die fünf temperamentvollen Töchter zu finden. Denn
mangels eines männlichen Erben wird das Anwesen nach dem Tod der Eltern an
einen entfernten Verwandten übergehen, von dessen Wohlwollen die Töchter
abhängig wären, wenn sie bis dahin nicht gut verheiratet sind. Vor allem die
beiden ältesten Töchter, Jane (Rosamund Pike, "Barney's Version") und
Elizabeth/Lizzie (Keira Knightley, "King Arthur"), wollen unbedingt
aus Liebe heiraten, während ihre Mutter (Brenda Blethyn,
"Grasgeflüster") das als sentimental abtut und vor allem um das
leibliche Wohl ihres Nachwuchses besorgt ist. Als der wohlhabende Charles Bingley
(Simon Woods, "Penelope") das nahegelegene, zuvor lange leerstehende Anwesen Netherfield Park
mietet, wird der neue Nachbar prompt zum begehrten Ziel sämtlicher heiratswilliger junger Frauen (und
ihrer Mütter) der Gegend. Und tatsächlich scheint er Gefallen an der zurückhaltenden Jane zu
finden. Sein bester Freund Mr. Darcy (Matthew Macfadyen) blickt dagegen mit Verachtung auf Charles' Verehrerinnen und deren Erzeuger herab, die er samt und sonders für
geldgierig und ungebildet hält – womit er aber den gerechten Zorn der selbstbewußten Lizzie auf sich
herabbeschwört ...
Kritik:
Um mich gleich zu Beginn bei vielen Jane Austen-Anhängern
unbeliebt zu machen: Mir gefällt diese Hochglanz-Kinoversion der nicht ganz
unkomplizierten Liebesgeschichte zwischen Lizzie Bennet und ihrem Mr. Darcy
eindeutig besser als der ikonische BBC-Sechsteiler von 1995, der Colin Firth
zum Star gemacht hat. Natürlich wirkt diese Version von dem auf historische
Stoffe spezialisierten Regisseur Joe Wright ("Anna Karenina",
"Abbitte") etwas weniger kantig und verzichtet über weite Strecken auf die für
Austen so typische Gesellschaftskritik, zudem sehen die Figuren fraglos eher
wie äußerlich makellose Hollywood-Stars aus als wie authentische Personen aus
dem späten 18. Jahrhundert (wie es besagte BBC-Miniserie sehr gut hingekriegt
hatte). Und selbstverständlich machte Colin Firth als arrogant erscheinender Mr.
Darcy doch noch etwas mehr her als Matthew Macfadyen, der – drehbuchbedingt – klar
die zweite Geige hinter einer famos auftrumpfenden Keira Knightley spielt. Aber
ganz ehrlich: Das ist mir alles herzlich egal.
Denn die von Drehbuch-Autorin Deborah Moggach ("Best Exotic Marigold Hotel") geschickt
auf zwei Stunden verknappte Handlung funktioniert auch in dieser beschleunigten Version tadellos und läßt Jane Austens patentierte geistreiche Dialoge samt
scharfzüngiger Seitenhiebe auf das enge Korsett der damaligen
gesellschaftlichen Konventionen (vor allem für Frauen) perfekt zur Geltung
kommen. Kostüme und Kulissen sind einfach prächtig anzuschauen, die
gleichfalls OSCAR-nominierte, pianolastige Musik von Dario Marianelli ("Lachsfischen im Jemen") ist ein
wahrer Ohrenschmaus und die idyllischen Kamerafahrten des deutschstämmigen Roman Osin ("Mr. Magoriums Wunderladen") fangen das
Flair des ländlichen Großbritanniens um das Jahr 1800 herum gekonnt ein.
Doch Höhepunkt jeder halbwegs werktreuen Austen-Adaption
müssen zwangsläufig die Dialoge und ihr Vortrag durch die Schauspieler sein.
Und das ist bei Joe Wrights "Stolz und Vorurteil" nicht anders: Wie
erwähnt läuft Keira Knightley – wie so oft in Kostümrollen – zu
absoluter Glanzform auf und sorgt dafür, daß man mit der
so sympathisch-leidenschaftlichen Lizzie und ihren schier endlosen Liebeswirrungen nach Kräften
mitfiebert, mitleidet und mitschmachtet (ja, auch als Mann). Doch vor allem die
turbulenten Szenen innerhalb der Familie Bennet sind es, die für das größte
Vergnügen beim Publikum sorgen: ob der wie immer wunderbare Donald Sutherland
als liebenswürdiger, verschmitzter Vater, Brenda Blethyn als verheiratungswütige
Mutter oder die damals allesamt noch kaum bekannten, inzwischen aber sehr verdient
zu teils höchst renommierten Schauspielerinnen aufgestiegenen Rosamund Pike,
Carey Mulligan ("Der große Gatsby"), Jena Malone ("Sucker Punch") und Talulah Riley ("Radio Rock Revolution") als Lizzies sehr unterschiedliche
Schwestern – man will vielleicht nicht zwangsläufig ein Teil dieser Familie sein, aber es ist in höchstem Maße unterhaltsam, ihr beim ständigen
Diskutieren, Streiten und Wieder-Versöhnen zuzusehen und zuzuhören. Matthew
Macfadyen, der sowohl im Theater ("Einer flog übers Kuckucksnest", "Ein
Sommernachtstraum") und im hochkarätigen britischen TV
("Spooks", "Die Säulen der Erde") als auch im Kino
("Sterben für Anfänger", "Die drei Musketiere", "Anna
Karenina") oft seine Kunstfertigkeit bewiesen hat, muß im
Vergleich zu dieser schrecklich netten Familie etwas verblassen, gibt aber vor
allem zum Ende hin immer noch einen sehr passablen Mr. Darcy ab. Und daß Dame
Judi Dench ("Jane Eyre") als dessen hochtrabende Tante Lady de Bourgh wieder einmal eine Glanzleistung abliefert, muß eigentlich kaum noch eigens erwähnt werden.
All diese Stärken führen dazu, daß Joe Wrights Version von "Stolz und Vorurteil" zwar aufgrund diverser Auslassungen und einer leichten Mainstreamisierung ganz bestimmt keine perfekte Austen-Adaption ist, aber doch mit Sicherheit einer der unterhaltsamsten unter den vielen richtig guten Filmen, die auf Austens Romanen basieren. Und das ist nun wahrlich nicht das Schlechteste, was man als Zuschauer geboten bekommen kann.
Fazit: "Stolz und Vorurteil" ist ein
prächtiger Kostümfilm, der zwar einige Aspekte der literarischen
Vorlage recht sorglos über Bord wirft, deren Geist durch die große
Dialoglastigkeit aber dennoch gerecht wird und mit einer schwungvollen Inszenierung,
einer edlen Ausstattung sowie einem glänzenden Schauspielerensemble
hervorragend zu unterhalten weiß.
Wertung: 8,5 Punkte.
Wertung: 8,5 Punkte.
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