Freitag, 14. Juni 2013

OLYMPUS HAS FALLEN – DIE WELT IN GEFAHR (2013)

Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt, Musik: Trevor Morris
Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman, Rick Yune, Angela Bassett, Robert Forster, Melissa Leo, Ashley Judd, Dylan McDermott, Radha Mitchell, Cole Hauser, Finley Jacobsen, Phil Austin, Lance Broadway, Freddy Bosche, Sean O'Bryan, Keong Sim, Michael Dudikoff
Olympus Has Fallen
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 50% (5,4); weltweites Einspielergebnis: $170,3 Mio.
FSK: 16, Dauer: 120 Minuten.

Der erfahrene Secret Service-Agent Mike Banning (Gerard Butler, "300") ist mit dem Schutz des US-Präsidenten Ben Asher (Aaron Eckhart, "The Dark Knight"), seiner Ehefrau Margaret (Ashley Judd, "Doppelmord") und des Sohnes Connor (Finley Jacobsen, "Marley & ich") betraut und erledigt diese Aufgabe höchst gewissenhaft. Doch als es zu einem tragischen Unglücksfall kommt, der Mike zu einer unmöglichen Entscheidung zwingt, wird er vorübergehend zu einem Schreibtischjob verdonnert. So kommt es, daß Mike sich gerade in einem Nebengebäude des Weißen Hauses aufhält, als dieses in einem perfekt koordinierten, mehrstufigen Angriff von koreanischen Terroristen erobert wird. Präsident, Vize-Präsident (Phil Austin, "Seelen") und Verteidigungsministerin (Melissa Leo, "Oblivion") werden von Oberbösewicht Kang (Rick Yune, "James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag") und seinen Soldaten als Geiseln genommen, nur Mike Banning, der sofort zur Verteidigung des Weißen Hauses geeilt ist und als einziger innerhalb des Gebäudes den Koreanern entkommen konnte, kann eine Katastrophe vielleicht noch verhindern. Doch zuerst muß er Connor finden, der sich vor den Eindringlingen verstecken konnte und nun sowohl von Mike als auch von den Terroristen, die ihn als Druckmittel gegen den Präsidenten benötigen, gesucht wird ...

Kritik:
Jedes Jahr starten zahlreiche US-Actionfilme in den Kinos, deren Inhalt sich zumeist vortrefflich mit dem Titel eines Roxette-Songs (der ironischerweise eine Ballade ist) zusammenfassen läßt: "Crash! Boom! Bang!" Doch ein oder zwei Filmen dieses Genres gelingt es regelmäßig, mit einer originellen Story und interessanten Charakteren positiv zu überraschen, im Jahr 2012 beispielsweise Rian Johnsons "Looper". "Olympus Has Fallen" fällt ganz eindeutig nicht in diese Kategorie, was aber keine wirklich große Überraschung ist. Schließlich hat Regisseur Antoine Fuqua selbst in seinem bisher wohl besten Film "Training Day" zwar zwei starke Protagonisten präsentiert (und damit Denzel Washington zu einem OSCAR verholfen), die Handlung selbst blieb aber doch weitgehend in Klischees verhaftet. Nun, "Olympus Has Fallen" kann weder mit glaubwürdigen Figuren noch mit einem interessanten Storyverlauf punkten, aber immerhin stimmt die Action trotz eines für Sommerblockbuster-Verhältnisse niedrigen Budgets von 70 Millionen US-Dollar.

Dabei fängt "Olympus Has Fallen" eigentlich sehr vielversprechend an, denn die ersten etwa 40 Minuten des Zweistünders sind richtig gut. Sowohl der Prolog, in dem Mike (ähnlich wie Clint Eastwood als Frank Horrigan in Wolfgang Petersens "In the Line of Fire") in Ungnade fällt, als auch die Erstürmung des Weißen Hauses (interner Codename: "Olympus") sind temporeich, beklemmend realistisch und dabei sogar halbwegs glaubwürdig inszeniert. Doch sobald die Verteidiger von den Koreanern überwältigt wurden, geht die Qualität des Films ziemlich in den Keller – zumindest inhaltlich, denn was die reine Action angeht, ist Gerard Butlers Ein-Mann-Guerrilla-Feldzug weiterhin sehr routiniert in Szene gesetzt. Ebenso wie seine Gegenspieler geht Mike der Situation angemessen skrupellos und brutal vor. Blutfontänen spritzen zwar dankenswerterweise keine, aber angesichts diverser Kopfschüsse und Messerattacken dürfte die deutsche Altersfreigabe ab 16 Jahren ziemlich an der Grenze gewesen sein.

Natürlich darf man bei einem Hollywood-Actionfilm keine hundertprozentige Glaubwürdigkeit oder Logik erwarten – erst recht nicht bei einem Plot wie diesem. Doch "Olympus Has Fallen" nimmt sich selbst vollkommen ernst, und wenn sich dann die große Verschwörung als ähnlich hanebüchen herausstellt wie bei einem Fun-Actionkracher wie "G.I. Joe – Die Abrechnung", dann ist das einfach ärgerlich. Das beginnt schon bei dem mehrstufigen Terrorangriff, der zwar durchaus einige bedenkenswerte mögliche Sicherheitslücken aufzeigt (als Touristen verkleidete Terroristen sind für den Secret Service auch in der Realität eine große Sorge), aber daran krankt, daß ausgerechnet die entscheidende erste Welle die unglaubwürdigste ist (zumindest seit 9/11). Noch schlimmer wird es, als der böse Bösewicht Kang seinen eigentlichen Plan enthüllt, der neben der blutigen Wiedervereinigung Koreas auch die Erlangung der Zugriffscodes für ein streng geheimes und hochgradig schwachsinniges US-Programm beinhaltet, das sich getrost als Selbstzerstörungsmechanismus der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnen läßt ...

Daß die Identität des unvermeidlichen Verräters in den eigenen Reihen mir aufgrund eines einzigen Gesichtsausdrucks von der ersten Sekunde an klar war, dessen später offenbarte Motivation extrem dünn ist und sein Verhalten unfaßbar inkonsequent, fällt da kaum noch ins Gewicht, genau wie die zahlreichen weiteren kleineren Logikmängel. Die eigentlich spannenden Fragestellungen eines solchen Schreckensszenarios läßt "Olympus Has Fallen" leider fast vollständig außer Acht. Beispielsweise die Frage, ob die US-Regierung tatsächlich Südkorea und in der Folge zwangsläufig fast seinen gesamten Einfluß in Asien opfern würde (oder überhaupt sollte), nur um das Leben des Präsidenten zu retten – der jegliche Verhandlungen mit Terroristen zu Beginn des Überfalls auch noch ausdrücklich verboten hat? Natürlich kann man nur spekulieren, aber ich halte es keineswegs für unwahrscheinlich, daß in der Realität in einem ähnlichen Fall zumindest ernsthaft diskutiert würde, das Weiße Haus samt Präsident und Terroristen kurzerhand vom Militär wegbomben zu lassen. Daß in Fuquas Film auf diese Option höchstens implizit ganz kurz hingewiesen wird, ist nur eine von zahlreichen vertanen Möglichkeiten.

Aber immerhin, die Schauspieler lassen sich von all dem nicht beirren und liefern durchweg solide Leistungen ab. Allen voran überzeugt Gerard Butler als geradliniger Actionheld, der für seine Fähigkeit, Sätze wie "Weißt Du, wir spielen jetzt mal eine Runde Arschlecken – und Du fängst an!" mit ernster Miene und ohne jeden Anflug eines Lachanfalls aufzusagen, sowieso einen Tapferkeitsorden verdient hätte. Aaron Eckhart macht als aufrechter US-Präsident ebenso eine gute Figur, bekommt aber wie Altstar Morgan Freeman ("Invictus") als Sprecher des Repräsentantenhauses und damit Interims-Präsident zu wenig zu tun, um glänzen zu können.

Bliebe noch das Thema "Patriotismus" anzusprechen. Die Meinungen dazu in den deutschen Kritiken gehen erstaunlich weit auseinander, von "erfreulich unpatriotisch" bis "unerträglich patriotisch" habe ich alles gelesen. Bei fairer Betrachtungsweise muß man jedoch eigentlich ersterem Urteil zustimmen. Selbstverständlich ist bei einem amerikanischen Film über die Erstürmung des Weißen Hauses und die Geiselnahme des US-Präsidenten ein Mindestmaß an Patriotismus unvermeidbar. Natürlich verkündet der Generalstabschef mit stolzgeschwellter Brust, daß seine Jungs die besten auf der ganzen Welt seien. Und ebenso natürlich hält der Interims-Präsident eine patriotische Fernsehansprache. Aber alles andere wäre innerhalb der Geschichte ja auch völlig unrealistisch. Abgesehen von diesen storyimmanenten Patriotismus-Anflügen gibt es aber wenig Grund zur Klage, lediglich Trevor Morris' Soundtrack ist leider oft unnötig pathetisch geraten.

Fazit: "Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr" ist ein temporeicher, sehr solide gespielter und routiniert in Szene gesetzter Actionkracher, der stark beginnt, dann aber zunehmend unter unglaubwürdigen Entwicklungen zusammenbricht und das reichlich vorhandene Potential des einigermaßen unverbrauchten Szenarios nicht einmal ansatzweise ausschöpft. Wer nicht mehr als einen anspruchslosen Actionfilm erwartet, dürfte sich aber trotz allem recht gut unterhalten fühlen.

Wertung: 5 Punkte. 

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