Freitag, 3. Mai 2013

DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE (2005)

Originaltitel: The Exorcism of Emily Rose
Regie: Scott Derrickson, Drehbuch: Paul Harris Boardman und Scott Derrickson, Musik: Christopher Young
Darsteller: Laura Linney, Tom Wilkinson, Jennifer Carpenter, Campbell Scott, Colm Feore, Mary Beth Hurt, JR Bourne, Henry Czerny, Shoreh Aghdashloo, Joshua Close, Kenneth Welsh
The Exorcism of Emily Rose
(2005) on IMDb Rotten Tomatoes: 45% (5,5); weltweites Einspielergebnis: $145,2 Mio.
FSK: 12 (Heimkinoauswertung: 16), Dauer: 119 Minuten.

Emily Rose (Jennifer Carpenter, TV-Serie "Dexter") ist eine junge Studentin in den USA, die scheinbar von Dämonen besessen ist und nach einem mißlungenen Exorzismus durch Pater Moore (Tom Wilkinson, "Batman Begins") dahinvegetiert und schließlich stirbt. Da Ärzte jedoch keineswegs eine übernatürliche Besessenheit, sondern eine unheilvolle Kombination gleich mehrerer medizinischer Ursachen wie Epilepsie und Schizophrenie diagnostiziert haben, wird der Geistliche festgenommen und wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Schließlich hatte Emily auf Pater Moores ausdrücklichen Rat hin die ihr verschriebenen Medikamente nicht weiter eingenommen. Die ehrgeizige Anwältin Erin Bruner (Laura Linney, "Tatsächlich ... Liebe") übernimmt Pater Moores Verteidigung, obwohl sie selbst Agnostikerin ist ...

Kritik:
"Der Exorzismus von Emily Rose" basiert sehr lose auf dem wahren Fall der Deutschen Anneliese Michel (deren Geschichte 2006 auch im deutschen Drama "Requiem" mit Sandra Hüller erzählt wurde), ist aber unübersehbar amerikanisiert worden. Beim Kinostart wurde der Film von Scott Derrickson ("Sinister") als Horrorfilm vermarktet, in Wahrheit handelt es sich um eine Mischung aus leicht verdaulichem Grusel und klassischem Gerichtsdrama. Und genau diese in der Theorie durchaus vielversprechende, in der Praxis jedoch allzu oft unrund wirkende Kombination ist das hauptsächliche Problem des Films.

Beide Seiten der Medaille sind für sich genommen durchaus gelungen, wenn auch alles andere als begeisternd. Der Gerichtsfilmanteil ist durchweg solide inszeniert und lebt vor allem von den exzellenten Hauptdarstellern, ist dabei aber selten auch nur ansatzweise außergewöhnlich oder spektakulär. Die Horrorszenen auf der anderen Seite sind überwiegend harmlos (entsprechend gab es in Deutschland im Kino eine Altersfreigabe ab 12 Jahren für das Heimkino wurde eine um gut zwei Minuten längere Version veröffentlicht, die mit FSK 16 bewertet wurde), aber wenigstens gut gemacht. Vor allem der mißlungene Exorzismus, der das eigentliche Highlight des Films darstellt, versteht es durch eine gelungene Präsentation, das Publikum zu fesseln. Leider gelingt es dem Regisseur ansonsten aber zu selten, dem eher vor sich hinplätschernden Plot etwas Esprit zu verleihen. Zwar vermeidet das Drehbuch im Großen und Ganzen allzu schlimme Genreklischees, aber leider nicht immer – und einige der übriggebliebenen sind dafür dermaßen vorhersehbar, daß es einfach nur ärgerlich ist.

Die Besetzung hingegen ist für einen (im weiteren Sinne) Horrorfilm bemerkenswert gut: OSCAR-Gewinnerin Laura Linney spielt ihre Rolle als in ihrer Profession hingebungsvolle, in ihrem (Nicht-)Glauben jedoch zunehmend zweifelnde Anwältin Erin gewohnt ausdrucksstark, während der eigentlich immer grandiose britische Charakterdarsteller Tom Wilkinson als von seinen Taten vollkommen überzeugter Pater Moore schlichtweg die perfekte Wahl ist. Die damalige Newcomerin Jennifer Carpenter mimt die vermeintlich dämonisch besessene Titelfigur beeindruckend leidenschaftlich, und auch die Nebendarsteller wie Shoreh Aghdashloo (die vor Gericht als Dr. Adani einen interessanten und durchaus einleuchtenden wissenschaftlichen Erklärungansatz für Besessenheit liefert), Colm Feore ("Thor") als Erins Chef Gunderson oder Campbell Scott ("The Amazing Spider-Man") als Staatsanwalt sind gut ausgewählt.

Fazit: "Der Exorzismus von Emily Rose" ist ein solider Mix aus "Der Exorzist" und jedem beliebigen Gerichtsfilm, mit guten Darstellern und gelungenen Effekten, aber ohne jede Spur von Originalität.

Wertung: 6 Punkte.


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