Freitag, 15. März 2013

ROCKNROLLA (2008)

Regie und Drehbuch: Guy Ritchie, Musik: Steve Isles
Darsteller: Gerard Butler, Thandie Newton, Tom Wilkinson, Idris Elba, Mark Strong, Tom Hardy, Karel Roden, Jeremy Piven, Jimi Mistry, Toby Kebbell, Chris Bridges, Gemma Arterton, Nonso Anozie, Matt King, Jamie Campbell Bower
 RocknRolla
(2008) on IMDb Rotten Tomatoes: 60% (6,0); weltweites Einspielergebnis: $25,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 114 Minuten.

Der Kleinkriminelle One Two (Gerard Butler, "300") erleichtert gemeinsam mit seinem Partner Mumbles (Idris Elba, "Prometheus") den megareichen russischen Geschäftsmann Omowich ("Hellboy"-Bösewicht Karel Roden als wenig subtiler Abramowitsch-Doppelgänger) um einige Milliönchen, um Schulden bei Gangsterboß Lenny Cole (Tom Wilkinson, "Mission: Impossible – Phantom Protokoll") zu begleichen. Was sie nicht wissen: Das von ihnen gestohlene Geld war als eine Art Bestechungsgeld für Lenny geplant – sie bezahlen also in letzter Konsequenz den Gangsterboß mit Geld, das diesem sowieso schon (fast) gehörte. Kann das gutgehen?

Kritik:
Das Leben des britischen Regisseurs Guy Ritchie ist eigentlich selbst filmreif. Im Alter von gerade einmal 30 Jahren schuf er 1998 mit seinem Kinodebüt, der Gangsterkomödie "Bube, Dame, König, grAs", ein kleines Meisterwerk, dem er zwei Jahre später mit "Snatch" einen ähnlich guten Film der gleichen Machart folgen ließ. Dann heiratete er Pop-Star Madonna und machte sie 2002 gleich zur Hauptdarstellerin seines ersten Films in einem anderen Genre: der Romanze "Stürmische Liebe". Doch dieser Film wurde zu solch einem kolossalen (und von den Kritikern lustvoll verrissenen) Flop, daß Ritchies Karriere fast schon wieder beendet schien. Drei Jahre benötigte er, um mit "Revolver" zumindest zu seinen erfolgreichen Gangsterfilm-Wurzeln zurückzukehren – doch auch dieses Werk erhielt nur mäßige Kritiken und floppte, in Deutschland kam es gar nicht erst ins Kino. Doch im Jahr 2008 fand Guy Ritchie endgültig zurück in die Erfolgsspur. Man mag darüber spekulieren, ob seine Rückkehr in die Nähe seiner alten Hochform mit der beinahe zeitgleich erfolgten Scheidung von Madonna zusammenhängt oder nicht: Fakt ist, daß "RocknRolla" deutlich bessere Kritiken als die vorangegangenen Werke erhielt und auch kommerziell erfolgreicher war (wenn auch bei weitem kein echter Hit). Vor allem brachte er Ritchie jedoch wieder das Vertrauen der Filmproduzenten ein, die ihm prompt die Regie für das Big-Budget-Projekt "Sherlock Holmes" übertrugen, mit dessen Blockbuster-Status (samt Fortsetzung) Ritchie verspätet, aber wohl endgültig in Hollywood ankam.

"RocknRolla" ist also ein ganz entscheidender Wegpunkt in Guy Ritchies Vita, daran besteht kein Zweifel. Und es handelt sich in der Tat um einen unterhaltsamen Film, der allerdings nicht ganz an die Klasse seiner beiden Debütfilme heranreicht. Dabei funktioniert "RocknRolla" nach dem gleichen Prinzip wie "Bube, Dame, König, grAs" und "Snatch": Eine Handvoll mehr oder weniger skurriler Gestalten aus der Londoner Unterwelt gerät sich aufgrund wagemutiger Drehbuch-Konstrukte zu schmissiger britischer Rockmusik kräftig in die Haare und traktiert sich fortwährend mit Fäusten, Pistolen und coolen Sprüchen.

Wie gewohnt sorgt Ritchie bei dieser wirren Figurenkonstellation als Regisseur und Autor für viele witzige Aufeinandertreffen bis hinein in die Nebenrollen (als heimliche Publikumslieblinge entpuppen sich beispielsweise zwei namenlos bleibende tschetschenische Söldner!), die gutklassige Besetzung tut ihr Übriges. Gerard Butler wirkt zwar zu Beginn eher wie eine Schmalspurausgabe von Clive Owen, findet sich jedoch recht schnell in seine Rolle hinein und macht seine Sache insgesamt sehr ordentlich. Für die Glanzpunkte sorgen dennoch andere, neben dem immer grandiosen Tom Wilkinson vor allem Mark Strong ("The Guard") als Lennys rechte Hand Archy, Tom Hardy ("The Dark Knight Rises") als Freund von One Two mit einem kleinen Geheimnis oder auch Thandie Newton ("Das Streben nach Glück"), die als Omowichs verführerische Buchhalterin Stella nicht nur die Hormone der Filmfiguren verrückt spielen läßt.

Eigentlich funktioniert dieses bewährte Rezept also prima, nur eines fehlt im Vergleich zu "Bube, Dame, König, grAs" und "Snatch": "RocknRolla" hinterläßt keinen wirklich runden Gesamteindruck. Die Geschichte wirkt wie eine Aneinanderreihung (meistens gelungener) skurriler Szenen, aber nicht wie ein Film wie aus einem Guß. Und bei einer Länge von knapp zwei Stunden können die einzelnen Szenen für sich genommen noch so amüsant sein, auf Dauer sehnt man sich nach einer *richtigen* Handlung, die "RocknRolla" einfach nicht zu bieten hat. Natürlich, es gibt den typischen "MacGuffin", hinter dem alle her sind und der die Story auf diese Weise vorantreibt, und rein von der Logik her paßt auch alles einigermaßen zusammen. Aber im Zusammenspiel aller Elemente fehlt einfach das Außergewöhnliche, das einem den Film lange im Gedächtnis bleiben lassen würde. Dies gilt ebenfalls für das Fülhhorn voller schräger Figuren, unter denen sich leider keine findet, die absolut unvergeßlich wäre (so wie Brad Pitts nuschelnder Zigeuner-Boxer in "Snatch").

Fazit: "RocknRolla" ist eine sehr unterhaltsame und actionreiche Nummernrevue, aber kein wirklich guter Film. Fällt in die Kategorie: Spaßig, hätte aber noch viel besser sein können.

Wertung: 7,5 Punkte.


3 Kommentare:

  1. Guten morgen,

    ich muss sagen, du hast hier super Reviews geschrieben und so ausführlich. Habe einen ähnlcihen Blog, da ich ein riesiger Kino Fan bin. Wenn du magst können wir uns gern mal austauschen.
    lg

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    1. Hallo Jeff,
      vielen Dank für das Lob.
      Über Filme diskutiere ich eigentlich immer gerne, und als Blogger sollte man sich ja sowieso gegenseitig unterstützen (auch wenn ich aus Zeitgründen ehrlich gesagt nicht so oft dazu komme, mich in der großen Filmblog-Community umzuschauen ...).

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    2. @Ralf Hi, ja das stimmt, was hälst du denn von gegenseitiger Verlinkung in der Sidebar oder einem Artikeltausch? Meld dich gerne mal bei http://essen-saarland.blogspot.de im Kontaktformular

      Grüße,

      Jeff

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