Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Montag, 13. Januar 2020

OSCAR-Nominierungen 2020

Alle Nominierungen für die 92. Academy Awards am 9. Februar mit meiner Einschätzung zu den einzelnen Kategorien:

Bester Film: 
- Le Mans 66 - Gegen jede Chance
- The Irishman
- Jojo Rabbit
- Little Women
- 1917

Den Rahmen von bis zu 10 Nominees haben die Academy-Mitglieder beinahe ausgeschöpft, neun Werke haben es zu einer Nominierung als "Bester Film" geschafft. Die sage und schreibe acht Filme, denen tatsächlich mehr ("Once Upon a Time ...", "Irishman", "1917") oder weniger ("Little Women", "Jojo Rabbit") große Chancen auf den Sieg zugerechnet wurden, sind alle vertreten, dazu kommt ein bißchen überraschend "Le Mans 66", welcher sich gegen den höher gewetteten "Knives Out", aber auch gegen "The Farewell", "Die zwei Päpste" oder "Bombshell" durchsetzen konnte. Mit "The Irishman" und "Marriage Story" sind zwei Netflix-Produktionen ohne wirklichen Kinoeinsatz dabei, dafür aber mit "Joker" auch ein Milliarden-Dollar-Film und mit "Once Upon a Time in ... Hollywood" und "Le Mans 66" zwei Produktionen, die in den USA Blockbuster-Status (mehr als $100 Mio. Einspielergebnis) erreicht haben - dazu wird garantiert der gerade erst landesweit gestartete "1917" kommen und "Little Women" könnte es mit Glück auch knapp schaffen. Bemerkenswert ist zudem, daß es mit dem südkoreanischen "Parasite" mal wieder ein nicht-englischsprachiger Film in die Auflistung geschafft hat, auch wenn das nach der bisherigen Awards Season keine Überraschung ist. Einen wirklichen Topfavoriten gibt es in dieser Kategorie aktuell erfreulicherweise nicht, wenngleich sich in den letzten beiden Wochen Tarantinos "Once Upon a Time in ... Hollywood" mit Siegen bei den Golden Globes sowie erst gestern Abend bei den Critics' Choice Awards in die Pole Position manövriert hat - "The Irishman" scheint dagegen etwas an Fahrt verloren zu haben, wohingegen nicht wenige "Parasite" sogar den Sensationssieg zutrauen (ich allerdings eher nicht).

Regie:
- Martin Scorsese, "The Irishman"
- Todd Phillips, "Joker"
- Sam Mendes, "1917"
- Quentin Tarantino, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Bong Joon-ho, "Parasite"

Mit Todd Phillips gibt es einen überraschenden Namen, denn Greta Gerwig ("Little Women"), Taika Waititi ("Jojo Rabbit") und vor allem Noah Baumbach ("Marriage Story") waren höher eingeschätzt worden als er. Die vier übrigen Nominees waren eigentlich klar und haben sich bestätigt. Phillips dürfte chancenlos sein, davon abgesehen ist allerdings auch diese Kategorie ungewöhnlich offen - an sich galten Tarantino und Scorsese als favorisiert, aber da gestern bei den Critics' Choice Awards der Sieg überraschend zwischen Mendes und Bong geteilt wurde, sollte sich das erstmal erledigt haben.

Hauptdarsteller:
- Antonio Banderas, "Leid und Herrlichkeit"
- Leonardo DiCaprio, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Adam Driver, "Marriage Story"
- Joaquin Phoenix, "Joker"
- Jonathan Pryce, "Die zwei Päpste"

Nach einer von vielen Hochs und Tiefs durchzogenen Awards Season sind die Nominierungen für Antonio Banderas und Jonathan Pryce zwar nicht wirklich überraschend, aber als lange unklar hervorzuheben - sie konnten sich gegen "The Irishman"-Hauptdarsteller Robert De Niro, Taron Egerton ("Rocketman"), Eddie Murphy ("Dolemite is My Name"), Adam Sandler ("Der schwarze Diamant") und vor allem Christian Bale durchsetzen, der für "Le Mans 66" eigentlich als so gut wie gesetzt galt. Der Sieg sollte sich zwischen Phoenix und Driver entscheiden, wobei bislang bei den meisten Preisverleihungen der Saison Phoenix die Nase vorn hatte. Für ihn wäre es bei der vierten Nominierung der erste OSCAR, für Driver bei der zweiten.

Hauptdarstellerin:
- Cynthia Erivo, "Harriet"
- Scarlett Johansson, "Marriage Story"
- Saoirse Ronan, "Little Women"
- Charlize Theron, "Bombshell - Das Ende des Schweigens"
- Renée Zellweger, "Judy"

Johansson, Ronan, Theron und Zellweger hatten ihren Platz so gut wie sicher, bei der fünften Nominierung konnte sich Erivo gegen Lupita Nyong'o ("Wir"), Alfre Woodard ("Clemency") und vor allem Awkwafina ("The Farewell") durchsetzen. Der von der Kritik gefeierte Indie-Darling "The Farewell" geht damit übrigens unerwartet komplett leer aus! Haushohe Favoritin ist Renée Zellweger, für die es der zweite OSCAR wäre, aber der erste als Hauptdarstellerin (sie gewann für ihre Nebenrolle in "Unterwegs nach Cold Mountain").

Nebendarsteller:
- Tom Hanks, "Der wunderbare Mr. Rogers"
- Anthony Hopkins, "Die zwei Päpste"
- Al Pacino, "The Irishman"
- Joe Pesci, "The Irishman"
- Brad Pitt, "Once Upon a Time in ... Hollywood"

Nach 19 Jahren hat es Tom Hanks wieder zu einer OSCAR-Nominierung gebracht - allerdings mußten andere in diesem Veteranen-Feld sogar noch länger warten: Sir Anthony Hopkins seit 1998, Al Pacino seit 1993, Joe Pesci sogar seit 1991! Die Kategorie war so erwartet worden, damit haben sich die Hoffnungen von Alan Alda ("Marriage Story"), Jamie Foxx ("Just Mercy") und Willem Dafoe ("Der Leuchtturm") zerschlagen. Klarer Favorit ist Pitt, der zuletzt bei den meisten Preisverleihungen siegreich hervorging und bei der vierten Schauspieler-Nominierung erstmals triumphieren sollte (als Produzent gewann er den Goldjungen für "12 Years a Slave"). Am ehesten würde ich noch Joe Pesci die Sensation zutrauen, der extra für "The Irishman" aus dem Ruhestand zurückkehrte und bei seinen Kollegen sehr beliebt sein soll.

Nebendarstellerin:
- Kathy Bates, "Der Fall Richard Jewell"
- Laura Dern, "Marriage Story"
- Scarlett Johansson, "Jojo Rabbit"
- Florence Pugh, "Little Women"
- Margot Robbie, "Bombshell - Das Ende des Schweigens"

Hier haben wir die erste und einzige richtig große Überraschung, wenn nicht sogar Sensation der diesjährigen Schauspiel-Kategorien: Jennifer Lopez, die für "Hustlers" für so ziemlich jeden Kritiker- und Gildenpreis nominiert wurde, erhält doch nicht ihre erste OSCAR-Nominierung! An ihrer Statt haben die Wackelkandidatinnen Scarlett Johansson (die somit eine Doppel-Nominee ist, nachdem sie jahrelang von der Academy ignoriert wurde), Kathy Bates (mit der einzigen Nominierung für Clint Eastwoods stark rezensierten "Der Fall Richard Jewell") sowie Florence Pugh den Sprung geschafft und sich damit auch gegen Annette Bening ("The Report"), Nicole Kidman ("Bombshell") und Zhao Shuzhen ("The Farewell") durchgesetzt. Haushohe Favoritin ist Laura Dern, für die es der erste Academy Award wäre.

Animationsfilm:
- Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt
- Ich habe meinen Körper verloren
- Klaus
- Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer
- A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando

Das ist ein Hammer: Der neue (nicht inflationsbereinigt) erfolgreiche Animationsfilm aller Zeiten, "Die Eiskönigin II", wurde trotz wirklich guter Kritiken nicht nominiert! Überhaupt haben es mit "Drachenzähmen leicht gemacht 3" und "Toy Story 4" nur zwei der vielen teuren Blockbuster, die zur Auswahl standen, zu einer Nennung gebracht - dazu kommen unerwartet gleich zwei Netflix-Produktionen ("Ich habe meinen Körper verloren" und "Klaus") sowie der überraschende Golden Globe-Gewinner "Mister Link". Favorit ist und bleibt - zumal nach dem gestrigen Sieg bei den Critics' Choice Awards - "Toy Story 4", aber "Mister Link" ist nicht chancenlos.

Internationaler Film:
- "Corpus Christi", Polen
- "Land des Honigs", Nordmazedonien
- "Die Wütenden - Les Misérables", Frankreich
- "Leid und Herrlichkeit", Spanien
- "Parasite", Südkorea

Der haushohe Favorit "Parasite" wurde ebenso in der übrigens umbenannten Kategorie (bisher: Nicht-englischsprachiger Film) nominiert wie Pedro Almodóvars "Leid und Herrlichkeit" und der französische Hit "Die Wütenden". Der polnische "Corpus Christi" ist ein wenig überraschend, während Nordmazedonien nach seiner Umbenennung gleich zwei Nominierungen für "Land des Honigs" feiern kann, der auch als beste Doku im Rennen ist. Der deutsche Hoffnungsträger "Systemsprenger" war bereits in der Vorauswahl gescheitert.

Originaldrehbuch:
- Rian Johnson, "Knives Out - Mord ist Familiensache"
- Noah Baumbach, "Marriage Story"
- Sam Mendes und Krysty Wilson-Cairns, "1917"
- Quentin Tarantino, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Bong Joon-ho und Jin Won-han, "Parasite"

Selbst hier ist "The Farewell" nicht berücksichtigt worden, dabei erhalten Indie-Filme gerne mal in den Drehbuch-Kategorien eine "Trostnominierung" - diesmal nicht, denn auch "Der schwarze Diamant" und "Booksmart" gehen leer aus, ebenso der immerhin in zwei anderen Kategorien berücksichtigte "Leid und Herrlichkeit". Von den Wackelkandidaten haben es "Knives Out" und "1917" geschafft, wobei es für Rian Johnsons gefeiertes Whodunit völlig unerwartet die einzige OSCAR-Nominierung ist (so gesehen also doch noch eine "Trostnominierung"). Favoriten sind Baumbach und Tarantino, "Parasite" könnte aber die Überraschung gelingen.

Adaptiertes Drehbuch:
- Steven Zaillian, "The Irishman"
- Taika Waititi, "Jojo Rabbit"
- Todd Phillips und Scott Silver, "Joker"
- Greta Gerwig, "Little Women"
- Anthony McCarten, "Die zwei Päpste"

Alles wie erwartet; "Hustlers", "Der wunderbare Mr. Rogers" oder "Toy Story 4" haben keine Überraschung geschafft. Favorit ist Steven Zaillian für "The Irishman".

Kamera:
- Rodrigo Prieto, "The Irishman"
- Lawrence Sher, "Joker"
- Jarin Blaschke, "Der Leuchtturm"
- Roger Deakins, "1917"
- Robert Richardson, "Once Upon a Time in ... Hollywood"

Einzige Überraschung ist das Fehlen von "Le Mans 66" mit den intensiv und immersiv gefilmten Rennszenen - stattdessen fand der Schwarzweiß-Film "Der Leuchtturm" Berücksichtigung. Hoher Favorit ist aber "1917", der so gedreht wurde, daß es aussieht, als wäre alles in einer Einstellung gefilmt worden (zwar stimmt das nicht, es gab aber natürlich viele ungewöhnlich lange und damit gerade für den Kameramann anspruchsvolle Sequenzen).

Ausstattung:
- Bob Shaw, "The Irishman"
- Ra Vincent, "Jojo Rabbit"
- Dennis Gassner, "1917"
- Barbara Ling, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Lee Ha-jun, "Parasite"

Das Fehlen des ansonsten stark abschneidenden "Joker" erstaunt, dafür wurde "Jojo Rabbit" nominiert, der sich auch gegen "Little Women" durchsetzen konnte. Favorit ist "Once Upon a Time in ... Hollywood".

Visuelle Effekte:
- Dan DeLeeuw, Russell Earl, Matt Aitken und Daniel Sudick, "Avengers: Endgame"
- Pablo Helman, Leandro Estebecorena, Nelson Sepulveda, Stephanie Grabli, "The Irishman"
- Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones und Elliot Newman, "Der König der Löwen"
- Guillaume Rocheron, Greg Butler und Dominic Tuohy, "1917"
- Neal Scanlan, Patrick Tubach und Dominic Tuohy, "Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers"

Die Favoriten haben sich ausnahmslos durchgesetzt, Herausforderer wie "Alita: Battle Angel" oder "Cats" sind gescheitert. Einen klaren Frontrunner gibt es nicht: "The Irishman" könnte für den erstmaligen großflächigen Einsatz der CGI-Verjüngung belohnt werden, der aber nicht alle Zuschauer und Experten restlos überzeugte. Deshalb könnten ebenso die anderen Nominees zum Zuge kommen, allein "1917" wäre als Sieger eine größere Überraschung.

Kostüme:
- Christopher Peterson und Sandy Powell, "The Irishman"
- Mayes C. Rubeo, "Jojo Rabbit"
- Mark Bridges, "Joker"
- Jacqueline Durran, "Little Women"
- Arianne Phillips, "Once Upon a Time in ... Hollywood"

Überraschend fehlen die Mitfavoriten "Dolemite is My Name" und "Rocketman", dafür sind mit "The Irishman" und "Jojo Rabbit" zwei Filme dabei, die in dieser Kategorie eher als Außenseiter gehandelt wurden. "Downton Abbey" hat seine einzige reelle Nominierungschance nicht nutzen können. Favorit ist nun wohl "Once Upon a Time ..." vor "Little Women".

Schnitt:
- Andrew Buckland und Michael McCusker, "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"
- Thelma Schoonmaker, "The Irishman"
- Tom Eagles, "Jojo Rabbit"
- Jeff Groth, "Joker"
- Yang Jin-mo, "Parasite"

Auch hier sind zwei Mitfavoriten vorzeitig gescheitert: "Once Upon a Time in ... Hollywood" und "1917" (der gestern noch den Critics' Choice Award feiern durfte - angesichts der "One-Take-Illusion" des Films wurde seine Berechtigung in der Schnitt-Kategorie aber sowieso kontrovers diskutiert), zudem der als recht sicherer Nominee gehandelte "Marriage Story". "Joker", "Jojo Rabbit" und "Parasite" konnten sich gegen dieses Trio durchsetzen, doch Favoriten ist "The Irishman" vor "Le Mans 66".

Musik:
- Hildur Guðnadottir, "Joker"
- Alexandre Desplat, "Little Women"
- Randy Newman, "Marriage Story"
- Thomas Newman, "1917"
- John Williams, "Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers" 

Die größte Überraschung ist hier tatsächlich die sage und schreibe 52. OSCAR-Nominierung für John Williams - den muß man zwar immer auf der Rechnung haben, sein Score zu "Star Wars Episode IX" geriet abseits der Rückgriffe auf seine Kompositionen aus den früheren "Star Wars"-Filmen jedoch nicht allzu bemerkenswert. Das sahen die Academy-Mitglieder offenbar anders. Die übrigen Nominees wurden erwartet, für Williams mußte Michael Giacchino ("Jojo Rabbit") weichen. Favoritin ist die Hildur Guðnadottir, die für ihre "Joker"-Musik bereits Golden Globe und Critics' Choice Award gewann; als realistischer Herausforderer gilt Thomas Newman für "1917".

Filmsong:
- "I Can't Let You Throw Yourself Away" von Randy Newman, "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando"
- "(I'm Gonna) Love Me Again" von Elton John und Bernie Taupin, "Rocketman"
- "I'm Standing With You" von Diane Warren, "Breakthrough - Zurück ins Leben"
- "Into the Unknown" von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez, "Die Eiskönigin II"
- "Stand Up" von Cynthia Erivo und Joshuah Brian Campbell, "Harriet"

Die Song-Kategorie ist traditionell unberechenbar, dieses Jahr haben es die meisten Favoriten aber zu einer Nominierung geschafft - mit zwei Disney-Ausnahmen: Weder "Speechless" aus "Aladdin" noch "Spirit" aus "Der König der Löwen" wurden berücksichtigt - damit wird es also keinen Auftritt von Superstar Beyoncé bei der OSCAR-Verleihung geben ... Dafür erhält Diane Warren ("Breakthrough") ihre zwölfte OSCAR-Nominierung (bisher kein Sieg) und der auch für seinen "Marriage Story"-Score bedachte Randy Newman ist dank "Toy Story 4" ein Doppel-Nominee. Favorit ist allerdings Elton Johns "(I'm Gonna) Love Me Again" aus "Rocketman", der bereits den Golden Globe und (geteilt mit dem bei den OSCARs nicht nominierten "Glasgow" aus "Wild Rose") den Critics' Choice Award für sich entscheiden konnte.

Ton:
- Gary Rydstrom, Tom Johnson und Mark Ulano, "Ad Astra - Zu den Sternen"
- Paul Massey, David Giammarco und Steven Morrow, "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"
- Tom Ozanich, Dean A. Zupancic und Tod A. Maitland, "Joker"
- Mark Taylor und Stuart Wilson, "1917"
- Michael Minkler, Christian P. Minkler und Mark Ulano, "Once Upon a Time in ... Hollywood"

Eine weitere Kategorie mit einigermaßen unerwartetem Ausgang: Mit "Le Mans 66" und "1917" sind zwar die beiden Favoriten dabei, aber weder "Rocketman" noch "Avengers: Endgame" oder "Star Wars" haben den Sprung geschafft. Dafür kommt "Ad Astra" überraschend zu seiner einzigen OSCAR-Nominierung. Der Sieg sollte sich wie gesagt zwischen "Le Mans 66" und "1917" entscheiden, wobei Kriegsfilme bei den Ton-Kategorien besonders gerne ausgezeichnet werden und somit "1917" die Nase vorn haben könnte.

Tonschnitt:
- Donald Sylvester, "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"
- Alan Robert Murray, "Joker"
- Oliver Tarney und Rachael Tate, "1917"
- Wylie Stateman, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Matthew Wood und David Acord, "Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers"

Das gleiche Spiel wie beim Ton, nur daß hier "Star Wars" für "Ad Astra" nominiert wurde. Auch hier gilt: "1917" und "Le Mans 66" sollten den Sieg unter sich ausmachen. Falls jedoch ein Film zu einem großen "Der Herr der Ringe 3"-artigen Triumphzug über viele oder alle Kategorien hinweg ansetzen, könnten durchaus "Joker" oder "Once Upon a Time ..." gewinnen.

Makeup und Hairstyling:
- Cristina Waltz und Jaime Leigh McIntosh, "Bombshell - Das Ende des Schweigens"
- Mitchell Beck und Sunday Englis, "Joker"
- Jeremy Woodhead, "Judy"
- Paul Gooch, Arjen Tuiten und David White, "Maleficent: Mächte der Finsternis"
- Naomi Donne, "1917"

Eine weitere Kategorie, in der "Dolemite is My Name" als Mitfavorit von der Academy ignoriert wurde. Auch "Joker", "Rocketman" und "Little Women" fehlen hier, dafür wurden "1917" und "Maleficent 2" berücksichtigt. Klarer Favorit ist jedoch "Bombshell".

Dokumentarfilm:
- American Factory
- The Cave
- Am Rande der Demokratie
- Für Sama
- Land des Honigs

Sensationell fehlt der auch kommerziell erfolgreiche Topfavorit "Apollo 11", für den sich "Am Rande der Demokratie" in das Fünferfeld geschmuggelt hat. Neuer Favorit dürfte nun "American Factory" sein, aber die Doku- und Kurzfilmkategorien (auf die ich mangels Kenntnis nicht näher eingehen werde) sind traditionell sehr schwer zu prognostizieren (was "Apollo 11" mal wieder belegt).

Kurzdoku:
- In the Absence
- Learning to Skateboard in a Warzone (If You're a Girl)
- Life Overtakes Me
- St. Louis Superman
- Walk Run Cha-Cha

Kurzfilm:
- Brotherhood
- Nefta Football Club
- The Neighbors' Window
- Saria
- A Sister

Animierter Kurzfilm:
- Dcera (Daughter)
- Hair Love
- Kitbull
- Mémorable
- Sister

Auflistung nach Anzahl der Nominierungen (Filme mit mindestens zwei Nennungen):
Joker: 11
Once Upon a Time in ... Hollywood: 10
1917: 10
The Irishman: 10
Marriage Story: 6
Jojo Rabbit: 6
Little Women: 6
Parasite: 6
Le Mans 66 - Gegen jede Chance: 4
Die zwei Päpste: 3
Bombshell - Das Ende des Schweigens: 3
Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers: 3
Leid und Herrlichkeit: 2
Harriet: 2
Judy: 2
A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando: 2
Land des Honigs: 2

Gewinner:
Mit "Joker", "Once Upon a Time in ... Hollywood", "1917" und "The Irishman" sind vier Filme fast gleichauf, logischerweise können sie alle sich als Gewinner der Nominierungen fühlen - wobei das natürlich auch bedeutet, daß es keinen ganz großen Abräumer gibt, der sich zum alleinigen Topfavoriten aufschwingen könnte. Sehr gut lief es nicht wirklich unerwartet für den südkoreanischen "Parasite" mit sechs Nennungen, auch der in der bisherigen Awards Season wechselhaft performende "Little Women" darf sich über sechs Nominierungen freuen (wenn auch ohne die prestigeträchtige Regie-Nominierung). Angesichts der früheren Abneigung der Academy gegen Rennfilme ist zudem "Le Mans 66" mit vier Nominierungen - darunter einer in der Königskategorie "Bester Film" - sehr gut bedient.

Verlierer:
Größte Verlierer sind natürlich jene Filme, die hoffnungsvoll in die Nominierungsrunde gingen und am Ende doch komplett leer ausgingen. Das gilt allen voran für "The Farewell" (dem viele ein ähnlich gutes Abschneiden wie "Marriage Story" oder "Le Mans 66" zugetraut hatten), aber auch für "Dolemite is My Name", "Der schwarze Diamant", "Hustlers" und "Wir". Gerade so eine Nullnummer verhindern konnten "Rocketman" und "Der Fall Richard Jewell", beide dürften damit aber kaum zufrieden sein. Das gilt erst Recht für "Die Eiskönigin II", der zwar eine Song-Nominierung ergattern konnte, aber sensationell bei den Animationsfilmen übergangen wurde. Eine Art Verlierer ist zudem die Diversität, denn in den Schauspieler-Kategorien sind 19 von 20 Nominees weiß (Cynthia Erivo ist die einzige Ausnahme).

Fazit:
Wie in den letzten beiden Jahren können sich Filmfans über ein sehr enges OSCAR-Rennen freuen, das durch die gleichmäßige Verteilung der Nominierungen unter den Favoriten bis zur OSCAR-Verleihung am 8. Februar offen bleiben sollte - auch wenn aktuell "Once Upon a Time in ... Hollywood" das stärkste Momentum zu haben scheint.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen